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Globus vom Großvater mit Kolonien

Ich habe mal wieder ein altes Stück aus dem Familienbesitz übernommen. Diesmal ist es ein beleuchteter Globus, dessen Alter ich nicht so genau weiß. Das Tolle daran ist, dass er mit Licht etwas anderes zeigt als ohne Licht.

Meine Großeltern väterlicherseits waren gutbürgerliche Leute, die abgesehen von den harten Nachkriegsjahren immer recht gut situiert waren. Deshalb stammen aus deren Nachlass diverse hochwertige Gegenstände, die nun langsam auf die übernächste Generation übergehen. In meinem Besitz befinden sich aus dieser Zeit bereits der Eisbären-Aschenbecher und die Glasuhr. Jetzt ist der Globus dazu gekommen, der immer bei meinem Großvater im Arbeitszimmer stand.

Der Reiz des Analogen

An sich braucht niemand mehr einen Globus. Lässt sich doch alles im Internet herausfinden, was einem eine solche Glaskugel mit Landkarte drauf zeigen könnte. Aber das ist wie mit so vielen anderen Dingen: Das Analoge hat durchaus seinen Reiz, und sei es nur, dass es gut aussieht und so schön altmodisch ist. Das gilt auch für meinen neuen, alten Globus.

Globus zeigt Gebirgszüge und Meere im Licht

Er bietet aber noch etwas anderes. Wenn ich das Licht anknipse, zeigt er die Weltkugel mit der ganzen Beschaffenheit des Planeten. Gebirgszüge, Tiefebenen, Meere und Inseln. Daran hat sich in den vergangenen fast 100 Jahren natürlich nichts geändert. Und deshalb lässt sich immer noch gut erkennen, wo Bergketten und wo Meerestiefen liegen. Es sind genau die geologischen Karten, die wir alle schon aus dem Diercke-Atlas unserer Schulzeit kennen.

Ein beleuchteter Globus.
Der beleuchtete Globus: Wenn das Licht an geht, ist die Gestalt der Erde zu sehen.

Ist das Licht aus, sieht die Welt ganz anders aus als heute. Unbeleuchtet zeigt der Globus eine politische Landkarte. Die aus seiner Entstehungszeit. Ich weiß nicht genau, wann er hergestellt wurde. Aber das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 ist klar zu erkennen. Die Ukraine gehört zur Sowjetunion, ebenso das Baltikum. Was mich aber stutzig macht ist, dass es zwar noch Rhodesien gibt, aber auch Ghana, ein Land, das 1957 unabhängig wurde.

Seit wann heißt Ghana nicht mehr Goldküste?

Dennoch glaube ich, dass der Globus aus den 1930er Jahren stammt. Damals hieß Ghana allerdings noch Goldküste und war britische Kolonie. Vielleicht war der Name Ghana aber auch damals schon geläufig. Bei anderen afrikanischen Ländern ist klarer zu sehen, dass sie noch Kolonien waren. Also liege ich mit meiner Datierung vermutlich doch richtig.

Da ich den Globus sowieso nicht dazu verwende, mich geografisch zu orientieren, ist es letztlich egal, was er zeigt. Er ist einfach ein schönes Stück Dekoration, das nun seinen Platz neben dem alten Radio aus Frankreich gefunden hat. So langsam entsteht im Wohnzimmer eine 30er-bis-50er-Jahre-Ecke.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

3 Kommentare

  • Ralph Stahl

    Ein wunderschönes Stück! Eine Landkarte könnte niemals den Reiz ausstrahlen, den eine wirklichkeitsgetreue Kugel hat.

    Als ich als Jugendlicher von vielleicht 14 Jahren zu Weihnachten einen Globus bekam, war ich enttäuscht. Vor allem, weil ich mir ein Kofferradio gewünscht hatte. Was sollte ich mit einem Globus? Später habe ich aber herausgefunden, wo gerade der indisch-pakistanische Krieg stattfand, ich hätte fast Fähnchen in Kriegsgebiete gesteckt. Das hat mir gezeigt, wie klein unsere Welt doch ist.

  • Georg

    Ich bin mir nicht sicher, ob du mit deiner Datierung richtig liegst. Immerhin sorgte der adenauersche Alleinvertretungsanspruch noch sehr lange dafür, dass in offiziellen oder offiziösen Kartenwerken die Grenzen von 1937 eingetragen wurden. Ich hab noch Schulatlanten aus den 60ern zu Hause, in denen die polnische Westgrenze und die innerdeutsche Grenze nur ganz hellrosa gestrichelt auftauchten.
    Da würde ich eher „Ghana“ als Marker nehmen…

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