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Der Diercke-Weltaltlas: Deal mit der Geschichte

Mal war er grün, mal braun, zuletzt und bis heute ist er blau. Jeder kennt ihn, darauf wette ich. Gerade sind mir zwei Exemplare davon wieder in die Hände gefallen, ein brauner und ein blauer: der Diercke-Weltaltlas, der Schulatlas schlechthin, dessen Namen beinahe jedem Kind geläufig sein dürfte.

Ich habe mich von meinem Diercke nie getrennt, denn die Anschaffung war für meine Eltern ein finanzieller Kraftakt und sie haben mir eingebleut, ihn nur ja pfleglich zu behandeln. Vielleicht besitze ich deshalb auch noch ein Exemplar von 1950. Irgendjemand aus der Familie hat seinen genauso sorgsam behandelt wie ich meinen.

Viel interessanter als die unterschiedlichen Umschlagfarben des Diercke sind aber die Karten im Inneren. 1950 war die politische Aufteilung Afrikas noch eine völlig andere als heute und in meinem Exemplar aus der Mitte der 1970er-Jahre gab es noch Ostblock-Staaten, die heute längst Geschichte oder nicht mehr Ostblock sind. Ich wette, der olle Diercke hat schon anno dunnemals einen Deal mit der Weltgeschichte und eine Kooperation mit dem Klimawandel geschlossen. So hat er erreicht, dass Eltern ihren Schulatlas nicht an ihre Kinder weitergeben können, sondern einen neuen kaufen müssen. Ein Geschäftsmodell das offenbar gut funktioniert, immerhin gibt es den Diercke-Schulatlas schon seit 1883. Und ein Ende ist nicht abzusehen, dem Wandel der Welt sei Dank.

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Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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