Twitter-Wanderpokal für Fotografen: Meine Woche als eine von 99
“Rotation curation” heißt auf gut deutsch, dass ein Twitter-Account jede Woche von einem anderen Menschen bespielt wird. Ein solcher Wechsel-Account ist der der 99fotografen. Ich folge ihm schon fast von Anfang an, und in der vergangenen Woche durfte ich ihn dann als Nr. 30 von 99 eine Woche lang unter meine Fittiche nehmen. Heute ist meine Woche vorbei, Zeit, eine kleine Bilanz zu ziehen.
Erst einmal: Eine Woche lang habe ich drei Twitter-Accounts bedient. Meinen privaten @pyrolim, den meiner Redaktion @LN_Ostholstein und den von den von @99fotografen. Kein Problem mit dem Smartphone, aber eines am Rechner in der Redaktion, an dem ich mich bei jedem Wechsel neu an- und abmelden musste. Etwas nervig, und so kam es, dass es auf meinem Privataccount eine Woche lang deutlich ruhiger war als sonst.
Ziel bei den 99fotografen ist es, als Ein-Wochen-Twitterer den eigenen Fotografen-Alltag zu zeigen. Ich hatte mir, ehrlich gesagt, eine Woche mit einem größeren Unfall oder Brand gewünscht, damit das Fotoreporterleben so richtig bunt rüberkommt. Das I-Phone, auf das die Rettungsleitstelle die Einsätze per SMS schickt, hat auch Alarm geheult (den Ton habe ich extra so eingestellt, damit ich es auch nachts höre). Allerdings waren alle größeren Einsätze außerhalb meines Aktionsradius von etwa 50 Kilometern von zu Hause aus, so dass andere Kollegen die Fotos gemacht haben. An dieser Stelle war also für die 99fotografen nicht viel zu holen. Hinzu kam noch, dass wir Redakteure im Norden einen Tag gestreikt haben, also fiel auch der für die Redaktions-Alltags-Twitterei aus. Etwas ausgeglichen wurde das durch den Sonnabenddienst, den ich in dieser Woche hatte.
Zum Glück gab es in dieser Woche einige gute Fotogeschichten – Frischlinge, beleuchtetes Schloss, Herzogin mit privaten Gemälden – so dass ich einiges erzählen konnte. Immerhin habe ich es sogar zu einem Titelfoto gebracht. Das kommt angesichts der großen Fotografenkonkurrenz im Hause und des Überangebots an Nachrichtenfotos von den Agenturen nicht alle Tage vor.
Es gab also doch einiges zu berichten in dieser Woche. Ich habe erklärt, was bei uns Zeitungsleuten Optiken sind (keine Objektive, sondern tragende Bilder einer Seite), was eine Schlitzoptik ist (ganz, ganz flache Fotos für den Titel, so eines wie das hier im Header), wie weit Zeitungsfotos bearbeitet werden dürfen (so gut wie gar nicht, sonst ist es Manipulation). Ich habe ein bisschen Privates einfließen lassen, ein paar Linktipps gegeben und auf einige Flickr-Fotografen hingewiesen. In die Flickr-Gruppe der 99fotografen habe ich die Fotos dieser Woche hochgeladen – leider nur die ohne Menschen. Es wäre zu mühsam gewesen, von den Abgebildeten noch jeweils eine Genehmigung einzuholen. Deshalb musste ich mir auch beim Zeigen von Zeitungsfotos einige Beschränkungen auferlegen.
Mir ist klar, dass ich aus der bisherigen Riege der 99fotografen etwas herausfalle. Fotoreporter waren bisher kaum darunter, und ich arbeite ganz anders als People-, Hochzeits- oder Porträtfotografen. Ich habe kein Studio, sondern nur einen gut gefüllten Fotorucksack. Ich arbeite immer allein. Bei mir muss es immer schnell gehen, ich kann mich nicht stundenlang damit beschäftigen, dass ein Foto perfekt wird. Muss es auch nicht, schließlich fotografiere ich für Fischeinwickelpapier.
So, und nun verabschiede ich mich von den 99fotografen. Ich hoffe, dass es allen Lesern Spaß gemacht hat, ein bisschen etwas von mir zu lesen, und übergebe in wenigen Stunden den Staffelstab an Lukas Schweizer.
Über ihre Woche hier haben auch Sascha, Henrik und Torsten gebloggt.