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Grundsteuer: Es bleibt rätselhaft

Mir ist es gegangen wie Millionen von Grundeigentümern in Deutschland: Ich musste mich mit der Grundsteuererklärung herumschlagen. Gleich mehrmals. Jetzt ist der Bescheid über die neue Grundsteuer da. Und er enthält wie schon die Grundsteuererklärung Rätsel über Rätsel.

Das Finanzamt hat drei, vorne und hinten eng beschriebene, Seiten geschickt. Überschrieben mit „Feststellung über die wirtschaftliche Einheit“. Immerhin steht drei Absätze weiter, dass es um die Grundsteuer geht. Weiter geht es damit, dass meinem Mann und mir, beide Eigentümer, je die Hälfte des Grundsteuerwerts unseres Hauses zugerechnet wird. So weit, so klar.

Was bedeutet die Restnutzungsdauer?

Aber dann wird es rätselhaft. Unter „Restnutzungsdauer des Gebäudes“, Baujahr 1962, steht, dass es eine wirtschaftliche Gesamtnutzungsdauer von 80 Jahren habe, die Restnutzungsdauer also noch 20 Jahre dauere. Heißt das jetzt, dass wir in 20 Jahren ausziehen müssen? Sicher nicht. Aber was soll uns das sagen? Darüber geben nicht mal die entsprechenden Portale wie grundsteuer.de so richtig Auskunft.

Weiter geht’s mit der Nettokaltmiete, die für unsere Region laut Bescheid bei 6,14 Euro pro Quadratmeter liegt, und das ist, glaube ich, ganz gut. Tatsächlich dürften hier höhere Mieten zu erzielen sein, aber für die Grundsteuer ist es sicher besser, wenn der Ertrag niedriger ist. Die Garage schlägt nochmal mit 35 Euro monatlicher Miete zu Buche, wobei es eben nicht um eine Tiefgarage oder einen städtischen Stellplatz geht, sondern einfach um die Garage am Haus. Die würde wohl nie separat vermietet werden. Aber vermieten wollen wir sowieso nicht, schließlich wohnen wir in unserem eigenen Haus.

Unklar, was am Ende an Grundsteuer herauskommt

Am Ende kommt ein sechsstelliger Grundsteuerwert heraus und ein Grundsteuermessbetrag von rund 61 Euro. Der wird später die Grundlage für die Grundsteuer, die ab 2025 zu zahlen ist. Leider ergibt sich daraus überhaupt nicht, ob es nun teurer wird oder nicht, was uns dann erwartet. Wie gesagt, es bleibt ein Rätsel. Eines, das die Gemeinde schon jetzt immer mit etwas Verspätung auflöst.

Immerhin haben wir jetzt einen Grundsteuer-Bescheid, für den ich vor einigen Monaten viel Zeit und Arbeit aufgewendet habe. Zumal ich die Grundsteuererklärung für drei Bundesländer machen musste, da ich das auch für ältere Mitglieder der Familie übernommen habe. Und teilweise war es wirklich sehr kompliziert. Nicht nur, weil etliche Bundesländer, auch unseres, ein von dem bundesweiten Modell abweichendes Verfahren vorgeschrieben haben. Was bei einem Bundesland richtig war, war beim nächsten noch lange nicht richtig.

Viel Aufwand bei Land- und Forstwirtschaft

Komplett kompliziert wird es aber immer dann, wenn etwa land- und forstwirtschaftliche Flächen eingetragen werden müssen. Was habe ich mich damit herumgeschlagen. So muss etwa bei Fließgewässern, die durch landwirtschaftliche Flächen fließen, die Durchflussgeschwindigkeit pro Minuten angegeben werden. Mir ist immer noch unklar, was das mit der Grundsteuer zu tun haben soll. Im Besitz meines Vaters sind außerdem Naturschutzflächen. Die aber kommen gar nicht vor. Es gibt keine Möglichkeit, sie irgendwo einzutragen, obwohl die Flächen natürlich im Grundbuch vermerkt sind. Aber klar: Für sie ist keine Grundsteuer fällig, also auch keine Grundsteuererklärung.

Eine Spezialität aus Schleswig-Holstein hat mir auch erhebliches Kopfzerbrechen bereitet. Bei Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern – und den Fall hatten wir – möchte die Steuerverwaltung bei der Abgabe der Erklärung für die Grundsteuer wissen, wie viele Wohnungen im Haus bis 60 Quadratmeter groß, wie viele zwischen 60 und 100 und wie viele mehr als 100 Quadratmeter groß sind und wie groß die einzelnen Wohnungen sind. Und wehe, die Zahl stimmt nicht auf den Quadratmeter mit der Gesamtzahl der Wohnfläche überein.

Die Quadratmeter der Nachbarn recherchieren

Also muss der Steuerpflichtige erst einmal recherchieren, wie groß die einzelnen Wohnungen im Haus sind. Das war zum Glück in Baden-Württemberg, wo ich ebenfalls eine Erklärung für eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus machen musste, nicht so. Das Haus dort hat 44 Wohnungen, das in Schleswig-Holstein zum Glück nur neun.

Ich bin jedenfalls froh, den Kram mit der Grundsteuer erledigt zu haben. Jetzt ist nichts mehr zu tun, als abzuwarten, was ab 2025 auf uns zukommt. Ich wette, es wird teurer. Alles andere wäre eine echte Überraschung.

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Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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