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Autoaufkleber damals und heute

Der Autoaufkleber ist etwas aus der Mode gekommen. War vor zehn und mehr Jahren noch jedes zweite oder dritte Auto mit irgendeinem Aufkleber auf dem Heck unterwegs, sind es heute kaum noch jedes zehnte, wenn überhaupt. Und die Aufkleber haben sich gewandelt.

Es ist mir lange nicht aufgefallen. Aber als ich selbst jetzt einen wunderbaren Aufkleber vom Notenverlag Butz in die Hand bekam, musste der aufs Auto. Weil er mein Hobby, den Chorgesang, interpretiert und weil der Spruch einfach gut ist: „Chor geht vor.“ Ja, das ist bei mir so, wenn immer möglich, verpasse ich keine Chorprobe und schon gar kein Konzert. Also kam der Aufkleber hinten aufs gerade nicht so saubere Auto. Immerhin habe ich die Stelle vorher noch gut sauber gewischt, schließlich soll der Autoaufkleber lange halten.

Autoaufkleber „Chor geht vor“ auf dreckigem Auto.

Diese Klebeaktion hat mich auf den Gedanken gebracht, was sich in Sachen Autoaufkleber geändert hat. Ich war nie ein großer Fan davon, habe wenn überhaupt nur handverlesene Aufkleber spazieren gefahren. Wie stolz war ich auf den Aufkleber aus Ghana auf meinem Daihatsu Cuore. Aufschrift: Save tropical forests, 30 million insects can’t all be wrong“. Ein Aufkleber, der in Europa nicht zu bekommen war.

Der Cuore mit dem eckigen Autoaufkleber aus Ghana.
Der Cuore mit dem eckigen Autoaufkleber aus Ghana, hier leider nicht gut zu erkennen.

Jahrelange Aufkleber-Abstinenz

Der Cuore ist längst im Autohimmel, und mit ihm der Aufkleber. Danach habe ich nie wieder welche auf mein Auto gepappt. Der Chor-Aufkleber ist die rühmliche Ausnahme von der Regel. Dass ich jetzt überhaupt wieder zum Autoaufkleber gegriffen habe, hat mich darüber nachdenken lassen, wie sehr sich dessen Geschichte und Verwendung verändert hat.

In den 70ern, als ich meinen Führerschein gemacht habe und noch Fräulein genannt wurde, waren die Aufkleber häufig politische Statements: Atomkraft – nein danke. Oder die Weissagung der Cree. Später kamen erst die Baby-on-Board-Aufkleber, dann die Paula-Cheyenne-an-Bord-Aufkleber, später die Kein-Kind-mit-bescheuertem-Namen-an-Bord-Aufkleber. Leute ohne Kinder oder die, die Kinder-Aufkleber ablehnten, dafür aber Lieblingsurlaubsziele hatten, klebten und kleben sich die dezenten Umrisse von Sylt oder Rügen aufs Auto oder die Silhouette eines Elchs. Aus der Abteilung witzig stammen die Autoaufkleber, die nur Handwäsche empfehlen, samt der einschlägigen Icons.

Auch Kennzeichenhalter können Statements sein

Die Fortsetzung des Autoaufklebers mit anderen Mittels ist übrigens die Kennzeichenhalterung mit Aufschrift oder Dekoration. Oft gesehen: Flagge und Name des bevorzugten Fußballvereins als Rahmen für die Nummernschilder. Es gibt aber auch welche mit lustigen – oder blöden – Sprüchen darauf, je nach Geschmack. Etwa „Warum laufen? Ich habe vier gesunde Reifen“. Die Fortführung des Aufklebers ist zudem heutzutage das individuelle Autodesign mittels Folien, das sich die, die so viel Aufwand treiben, nicht durch Aufkleber verschandeln lassen wollen.

Ich übe mich weiter in Zurückhaltung, was Autoaufkleber angeht. Und freue mich jetzt dennoch über den Chor-geht-vor-Aufkleber. Wenn schon Aufkleber, dann nur handverlesen.

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Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

Ein Kommentar

  • Jenny

    Ich erinnere mich noch an den Witz „Böhse Onkelz ist eine Band? Ich dachte, das wäre eine Firma, die hässliche Heckscheibenaufkleber herstellt.“

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