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Waldbaden oder warum bin ich so unsensibel

Ich war im Wald. Der liegt gleich hinter unserem Haus und ist ein richtig schöner Buchenwald, wie aus dem Bilderbuch. Ich habe die Ruhe, das Zwitschern der Vögel genossen. Aber ich habe nichts gespürt: keine Terpene, kein Kraftfeld, nichts davon. Obwohl ich doch im Wald an einem angeblich magischen Ort vorbeigekommen bin. Ein perfekter Platz zum Waldbaden.

Bei uns im Wald steht an einem vorzeitlichen Grabhügel ein Schild, gefertigt aus einer Holzplanke. Darauf steht: „Dies ist nicht nur ein Grabhügel, es ist ein Kraftort unserer Ahnen, von denen wir unsere Ahnungen haben.“ Ganz ehrlich: Ich habe dort keine Ahnungen. Keine Ahnung, wer dort begraben liegt oder warum irgendein längst verrotteter Leichnam mir nach Tausenden von Jahren noch etwas sagen soll. Immerhin ist der Text so verfasst, dass ich doch ein gewisses Augenzwinkern zwischen den Zeilen lese.

Das Schild weist auf einen angeblichen Kraftort hin. Aber warum soll ein Jahrtausende altes Grab Kraft spenden?

Andererseits sind Steine auf die Pfosten gelegt, was ein bisschen dafür spricht, dass die Sache mit den Ahnungen der Ahnen doch ernst gemeint sein könnte. Offenbar sollen die Steine die Kraft des Kraftortes verstärken, also Steinzeit-Antennen sozusagen. Wer weiß, was sich die, die das Schild aufgestellt und die Steine darauf gelegt haben, dabei gedacht haben.

Das Geheimnis der Terpene

Wenn schon der Grabhügel nicht zu mir spricht, könnte es der Wald tun. Angeblich ist wissenschaftlich belegt, dass Waldbaden der Gesundheit gut tut. Die Verfechter dieser Idee sagen, Pflanzen kommunizieren – sprechen kann man das wohl nicht nennen – miteinander und schütten dabei Terpene aus, einen chemischen Stoff, der das Immunsystem hochfährt. Das sollen Menschen aufnehmen, sogar spüren können. Ich spüre allerdings – nichts. Vielleicht bin ich einfach zu unsensibel.

Es gibt übrigens auch Waldduschen. Das ist jetzt nichts für ungeduldige Waldbader, sondern es sind tatsächlich Duschen, die im Wald stehen. Natürlich ist das Wasser üblicherweise eiskalt, aber das soll ja gut für die Gesundheit sein. Wenn das Waldbaden nicht wirkt, könnte zumindest die Walddusche abhärten und damit das Immunsystem auf Vordermann bringen.

Wie gut, dass ich so unsensibel bin. Wenn die Kräfte des Waldes sowieso nicht bei mir wirken, muss ich mich auch nicht unter die Walddusche stellen.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

Ein Kommentar

  • Lothar

    Hallo,
    von Waldduschen lese ich das erste Mal. Ja Blogs lesen bildet bekanntlich.

    Bei uns im Erzgebirge gibt es keine Duschen im Wald. Glaube ich zumindest.
    Warum sollen da denn auch Duschen stehen?
    Damit die Waldarbeiter nach der Arbeit duschen können.

    Was hat es auf sich mit den Waldduschen?
    Wo kommt das Wasser her?

    *hhm* ??

    Vielleicht kannst Du da noch ein bisschen was hinzufügen was es mit den Duschen aufsich hat.

    Viele Grüße aus dem Erzgebirge
    Lothar

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