Starten: Wie ein Verb falsch verwendet wird
Jetzt starten wieder in etlichen Bundesländern die Sommerferien. So ist es allenthalben zu lesen. Ich habe Probleme mit diesem Verb. Wie können Sommerferien starten und warum beginnen sie nicht einfach?
Ich habe mich hier schon einmal über das Wort starten aufgeregt. Damals ging es um einen rennenden Weihnachtsmarkt. Jetzt sind es die Sommerferien, die starten. Ich könnte ja noch verstehen, wenn Familien in die Sommerferien starten, also das Auto packen und losfahren. Denn hat nicht starten immer etwas mit Bewegung zu tun? Nach meinem Sprachgefühl schon.
So finde ich Starten richtig verwendet
Aber was muss ich in diesen Tagen lesen und hören? US-Schauspieler starten in den Streik. Der Kartenvorverkauf startet. Die Vermietung startet bald. Da lobe ich mir die indische Mondrakete, die gerade gestartet ist. Das ist doch mal eine richtige Verwendung des Wortes. Auch Flugzeuge starten, viele davon mit Menschen, die nach dem Beginn der Sommerferien in den Urlaub wollen. Also in die Sommerferien starten. Aber dass die Sommerferien selbst losrennen, wäre mir neu.
Ich erlebe immer wieder, dass ich Formulierungen lese, die mir gegen den Strich gehen, die einfach nicht meinem Sprachgefühl entsprechen. Ich kenne jemanden, der immer wieder hinter einem Zitat schreibt „schildert Karl Napf“. Ich erwarte immer, dass da noch etwas kommt. Etwa: schildert Karl Napf den Unfallhergang. Oder: schildert Karl Napf, wie es ihm geht. Hinter Zitaten fände ich erläutert, berichtet oder schlicht sagt einfach richtiger. Aber vielleicht liege ich ja falsch.
Das bessere Synonym wählen
Ich bilde mir ein, ein recht gutes Sprachgefühl zu haben. Und deshalb wird bei mir nur gestartet, wenn es um Flugzeuge, irgendwelche Rennen oder von mir aus auch Reisen geht. Ansonsten beginnen Dinge. Außerdem gibt es fürs Starten so viele schöne Synonyme. Beginnen gehört für mich nicht dazu. Also: Lasset die Sommerferien beginnen.
2 Kommentare
Ulrike
Jo, eine/r fängt damit an und alle schreiben’s nach. Ist wie bei „macht Sinn“
Horst Schulte
Faszinierend. Darüber habe ich nie nachgedacht. Das Sprachgefühl ist so eine Sache. Deshalb klappt das mit dem Gendern so gut.