Binnenmajuskeln – der Wahn greift immer mehr um sich

Seit Jahren ärgern mich die sogenannten Binnenmajuskeln, also die groß geschriebenen Buchstaben mitten im Wort. Während andere Schreibmacken zumindest nicht zunehmen, auch wenn ihre Verwendung nicht zurückgeht, scheinen die Großbuchstaben immer weiter zu wuchern. Manchmal werden sie völlig unsinnig gesetzt. Dazu ein schlimmes Beispiel.

Gerade hat mir die SH-Netz AG, der Netzbetreiber hier in Schleswig-Holstein, eine Pressemitteilung geschickt. Darin wird VeN2uS angekündigt, ein Forschungsprojekt für mehr grünen Strom. Grundsätzlich eine gute Sache. Aber wie bitte spricht man das aus? Abgesehen von den Binnenmajuskeln wurde hier noch eine hochgestellte 2 eingefügt. Zum Glück folgt die Erklärung auf dem Fuß – und ist noch verwirrender als die Abkürzung: VerNetzte NetzschUtzSysteme.

Wenn Binnenmajuskeln komisch gesetzt werden

Nehmen wir die NetzschUtzSysteme mal auseinander. Systeme ist verständlich. Aber was sind Netzsch und Utz? Ist hier die Binnenmajuskel falsch gesetzt? Soll das besonders witzig sein? Oder innovativ? Ich kann es mir nicht erklären. Wenn schon so eine Wortkonstruktion, dann doch NetzSchutzSysteme, oder? Ich verstehe auch nicht, wie sich die hochgestellte 2 in der Abkürzung dort einfügt. Irgendetwas werden die sich doch dabei gedacht haben. Es erschließt sich mir aber nicht.

Angeblich werden Binnenmajuskeln zur besseren Lesbarkeit gesetzt. Als Beispiele nennt der verlinkte Beitrag WhatsApp oder Hafen-City. Ich frage mich allerdings, was an Whats-App oder Hafen-City schlechter lesbar sein soll als ein Großbuchstabe in der Wortmitte. Ist es in diesen Fällen aber eher eine kosmetische Frage, finde ich den Großbuchstaben beim oben angeführten Beispiel von SH-Netz schon sehr verwirrend.

Wenn Abkürzungen unverständlich sind

Binnenmajuskeln werden darüber hinaus gern für Abkürzungen eingesetzt. Mein Favorit ist immer noch die Stiftung StievKindeR. Auch hier verdeutlichen die Großbuchstaben, was abgekürzt wird. Aber ganz ehrlich: Das hier die Stiftung für evangelische Kinder- und Jugendarbeit in der Region eines Kirchenkreises gemeint ist, erschließt sich nun wirklich nicht. Wobei man höchstens noch als positiv anführen kann, dass das Stievkind so geschrieben wird, dass der Leser darüber stolpert.

Eine wortmalerische Binnenmajuskel

Übrigens gibt es ein Beispiel für Binnenmajuskeln, das ich immer wieder pfiffig und richtig finde. Das Museum ZeiTTor in Neustadt in Holstein verwendet sie. Wenn das nicht Wortmalerei vom Feinsten ist. Alle anderen Großbuchstaben in der Wortmitte will ich nicht mehr lesen. Aber offenbar wuchern die ungebremst durch unsere Schriftsprache. Sogar hier auf WordPress, das hier automatisch ein P als Binnenmajuskel einfügt, obwohl ich sie gar nicht geschrieben habe.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert