Auf der Suche nach dem unbekannten Fotografen

An dieser Stelle wollte ich heute eine Fotogeschichte veröffentlichen. „Aus Mutters Fotoalbum: Die wahren Schwarzweiß-Fotos“ heißt sie. Ich habe nämlich das Fotoalbum meiner Mutter mit Fotos aus der Zeit von 1930 bis 1960 geplündert. Hinreißende Bilder, die ich hier demnächst präsentieren werde. Vorher muss ich aber noch eine andere Geschichte erzählen. Es hat sich nämlich eine unerwartet hohe Urheberrechtshürde aufgetan.

Fahrturnier im Park von Kloster Corvey (1950er-Jahre). Foto: Dieter Weddinger-Jahre).
Fahrturnier auf dem Turnierplatz von Kloster Corvey (1950er-Jahre): Asta und Adele vor der Kutsche, meine Mutter und mein Onkel auf dem Bock. Foto: Guido Wedding


Die beiden Fotoalben enthalten Bilder, die mein heute 84-jähriger Onkel gemacht hat. Es enthält außerdem Aufnahmen von Hobbyfotografen, die inzwischen längst tot sind und von denen wohl niemand mehr die Rechte an diesen Bildern anmahnen wird. Nachbarn, Verwandte, Freunde meiner Großeltern haben Bilder beigesteuert. Aber es sind eben auch zwei Profifotos dabei. Da will das Urheberrecht beachtet sein. Und genau das stellte sich als unmöglich heraus.

Die beiden Bilder sind in den 1950er-Jahren bei einem Reitturnier im Park von Kloster und Schloss Corvey an der Weser enstanden. Meine Mutter und mein Onkel haben als junge Leute für den Reit- und Fahrverein für das Corveyer Land an solchen ländlichen Reitturnieren teilgenommen – sowohl im Springreiten als auch im Gespannfahren. Vor Ort war ein Profifotograf, der hinterher die Fotos an die Reiter verkauft hat. Das beweist der Stempel auf der Rückseite zweier Fotos vom Gespannfahren. „Guido Wedding – Bildberichterstatter – Illustrations-Fotoverlag für den Pferdesport – z. Zt. Wittlage, Bez. Osnabrück, Ruf 251 Bad Essen“ steht da, gefolgt von einem Postscheckkonto. Also, dieser Guido Wedding muss sich doch finden lassen, auch wenn das Foto schon fast 60 Jahre alt ist. Handschriftlich ist auf der Rückseite der Bilder noch der Name meines Onkels vermerkt und der Zusatz „RV Corveyer Land“ und die Ortsangabe „Höx“ für Höxter.

Doch die Suche nach Guido Wedding und dem Illustrations-Fotoverlag, auch mit der Schreibweise Illustrations-Photoverlag zu finden, läuft ins Leere. Herr Google hilft leider nur bedingt weiter. Immerhin habe ich herausgefunden, dass der Illustrations-Fotoverlag nicht mehr existiert. Wer ihn googelt, findet viele alte und schöne Schwarzweiß-Fotos, aber keinen Hinweis, wer die Rechte vertritt, ob es einen Rechtsnachfolger gibt oder an wen man sich wenden muss. Das ist also eine Sackgasse.

Bleibt nur, Guido Wedding zu googeln. Und das ist nun die größte Sackgasse überhaupt. Ich habe alles eingegeben: „Foto Wedding“, Fotografie Wedding“, „Gudio Wedding Fotograf“, „Guido Wedding, Bildberichterstatter“, „Guido Wedding Fotojournalist“, „Guido Wedding Verlag“. Alles, was einem nur einfallen kann. Aber Name Wedding geht für eine Suche in Verbindung mit Fotografie gar nicht. Egal, was ich eingegeben habe, Google hat mir immer nur Fotografen im Berliner Bezirk Wedding oder Hochzeitsfotografen oder Facebook-Seiten mit „Guido’s Wedding“ ausgegeben. Konnte er Mann nicht Weddig heißen? Dann wäre so vieles einfacher gewesen. Mit ganz viel Glück stößt man im Netz höchstens auf Postkarten mit Fotos von Guido Wedding, die online versteigert oder verkauft werden.

Ebenfalls nicht weiter gebracht hat mich eine Nachfrage nach Guido Wedding und nach dem Illustrations-Fotoverlag bei Twitter. Obwohl viele meiner Follower eifrig den RT-Knopf gedrückt haben, hatte meine Anfrage keinen Erfolg. Ein Tipp hier, einer da, aber nichts hat den Durchbruch gebracht.

Also, lieber Guido Wedding oder seine Kinder, Enkel oder Urenkel: Falls Sie das lesen und mehr über Guido Wedding und die Rechte an seinen Bildern wissen, dann melden Sie sich bitte bei mir. Ich habe alles versucht, um dem Urheberrecht gerecht zu werden. Nun habe ich das Foto ohne Einverständniserklärung veröffentlicht. Wenn ich damit etwas falsch gemacht habe: Nachricht genügt, und ich nehme das Bild wieder aus dem Netz. Noch mehr würde ich mich natürlich über eine nachträgliche Einverständniserklärung freuen und etwas mehr über den Fotografen Guido Wedding erfahren. Schließlich habe ich mich lange mit ihm beschäftigt, da interessiert mich jetzt natürlich sein Werk, sein Werdegang und was er für ein Mensch ist oder war.

Ein Kommentar

  1. Hallo Frau Peyronnet,
    durch Zufall bin ich auf Ihren Blogeintrag über Guido Wedding und Ihre Suche nach ihm gestoßen.
    Haben Sie es mal im Stadtarchiv versucht? Nachdem wir ja in einem sehr bürokratischen Land leben, gehe ich davon aus, dass irgendwo im Stadtarchiv (die Gemeinde Wittlage / Bad Essen sollte wissen, wo ihre alten Unterlagen liegen), zum Beispiel in den alten Gewerbeeinträgen, ein Eintrag zu dem Verlag zu finden sein dürfte. Eventuell finden Sie dort einen Anknüpfpunkt, den Sie weiter verfolgen können.
    Und wenn Sie ganz mutig sind, suchen Sie im Telefonbuch mal nach „Wedding“ in Bad Essen. Dort gibt es zwar keinen, aber in Osnabrück findet sich ein Eintrag von Ida und Hermann Wedding. Nachdem es sich nun wirklich nicht um einen Allerweltsnamen handelt, könnte es meiner bescheidenen Meinung nach gut sein, dass es sich hier um Verwandtschaft des Fotografen handelt.

    Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Suche Erfolg hat.
    Herzliche Grüße aus dem tiefen Süden,
    Norbert Neumann

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