Fru Öttenpötter

Fru Öttenpötter vertellt: Wenn das Korn im Lager liegt

Hier liegt das Getreide im Lager – unter freiem Himmel. Wie das? Ja, die Landwirtschaft kennt mitunter komische Bezeichnungen. Und Lager ist sowieso ein Wort, dass immer mal wieder in seltsamen Zusammenhängen verwendet wird. Wenn aber das Korn im Lager liegt, ist das gar nicht gut.

Wenn alles normal läuft, wächst und gedeiht das Getreide im Frühjahr, bildet irgendwann Grannen oder – beim Hafer – Körner aus und wird, sobald es gelb ist, geerntet. Reifes Getreide erkennt der Laie an der goldgelben Farbe, der Landwirt daran, dass die Körner so hart sind, dass er sie mit dem Fingernagel nicht einkerben kann. Viel ist aber auch Erfahrung. Jedenfalls beginnt Anfang, Mitte Juli die Ernte der Gerste. Gerade höre ich den ganzen Tag das Brummen der Mähdrescher und das Piepen, wenn der Getreidetank voll ist. Dann rollt der Schlepper mit dem großen Wagen an und holt das gedroschene Getreide ab.

Starker Regen drückt das Korn nieder

Nun lief das mit dem Wetter hier kurz vor der Ernte nicht so gut. Es gab an ein, zwei Tagen Ende Juni, Anfang Juli sehr ergiebigen Regen innerhalb weniger Stunden. Wir haben an einem Nachmittag 50 Liter pro Quadratmeter gemessen. Und anschließend lag an vielen Stellen das Korn im Lager. Offenbar ist es aber auch so, dass noch andere Faktoren als nur das Wetter eine Rolle spielen.

Noch vor dem Reifen schickte der Regen einen Teil der Gerste ins Lager.
Noch vor dem Reifen schickte der Regen einen Teil der Gerste ins Lager.

Lager: Das sagt der Landwirt, wenn Sturm und Regen die Pflanzen samt Ähren zu Boden gedrückt haben, sodass sie wie ein Teppich da liegen. Meistens ist es kein ganzes Feld, das betroffen ist. Häufiger sind es große Flecken, an denen zu sehen ist, was das Wetter angerichtet hat.

Korn im Lager ist von minderer Qualtität

Für den Landwirt ist Getreide, das im Lager liegt, alles andere als gut. Es schmälert den Ertrag, ist häufig zu feucht und kann im schlimmsten Fall sogar auf der Erde liegend zu keimen beginnen. Die niedergestreckten Halme sind also weit mehr als nur ein Schönheitsfehler. Hier hat es zum Glück nach meiner bisherigen Beobachtung bisher nur den Weizen erwischt, und die flachgedrückten Stellen sind nicht sehr großflächig und häufig. Wenn das Getreide gedroschen ist, landet es übrigens im Silo und nicht im Lager. Da war es in diesem Fall ja vorher schon.

Nicht nur Landwirte haben ihre liebe Last mit den Lagern. Auch der Einzelhandel kennt das, wandelt die Lager aber rein sprachlich in Läger ab.

Fru Öttenpötter berichtet hier regelmäßig über das Leben auf dem Lande.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

Ein Kommentar

  • Horst Schulte

    Ich war seitdem nicht mehr draußen. Meine Frau hat mir verboten, in der Nähe der Erft zu fotografieren. Die verläuft keinen Kilometer von hier. Bei uns ist alles entspannt. Hoffentlich halten die Dämme/Stauseen. Dann sollte außer den sicher gewaltigen Schäden für die Bauern wenig passiert sein.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert