Wiesen-Wonne: Ode an die Stechmücke

Eine Wiese im Sommer.

Wiesen erleben eine Renaissance. Es gibt sogar einen Kinofilm darüber. Der Naturfilmer Jan Haft hat sich mit der Kamera Wiesen gelegt und alles dokumentiert, was dort übers Jahr kreucht und fleucht. Da die Wiese, also die echte, mit blühenden Pflanzen und hohen Gräsern darauf, heute so selten ist, kommen da bei mir nostalgische Gefühle auf.

Gefühle, wie sie schon Dichter besungen haben. „Es dringen Blüten – Aus jedem Zweig – Und tausend Stimmen – Aus dem Gesträuch – Und Freud’ und Wonne – Aus jeder Brust – O Erd’, o Sonne! O Glück, o Lust!“ dichtete Johann Wolfgang von Goethe.

Ich glaube, er hat sich selbst in die Tasche gelogen. Wer nie in einer Wiese lag, die tausend Stimmen von Stechmücken gehört, die piksenden Blätter einer Distel gefühlt und das Brennen der Sonne gespürt hat, der mag von einem Nickerchen in den Wiesen ruhig weiterträumen.

Die Wiese wird im Winter verklärt

Meine These: Glückselige Gedichte über wunderbare Wiesen sind in kalten Wintern verfasst worden, wenn Mücken, Disteln und Sonne weit, weit weg waren. Die Erinnerung verklärt vieles. Das gleiche gilt übrigens für Winterwonne-Gedichte. Hoffmann von Fallersleben schrieb: „Was kümmert uns die Kälte? Was kümmert uns der Schnee? Wir wollen Schlittschuh laufen, wohl auf dem blanken See.“ Das hat er bestimmt nicht im Winter geschrieben, weil er kein Wort über kalte Füße und rot gefrorene Hände und Nasen verliert.

Wie ehrlich war da doch Johann Christian Günther als er dichtete: „Der Sommer macht mir heiße Plage.“ Ich wette, diese Zeile ist ihm bei einer Hitzewelle eingefallen.

Dennoch hat Jan Haft natürlich recht mit seiner Ode an die Wiese. Sie sind rar geworden, diese Fleckchen nicht gemähter und nicht landwirtschaftlich genutzter unberührter Natur. Zum Glück haben wir ein 2000 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem wir dank unserer Faulheit eine eigene, ganz private wild wachsende Wiese haben. Nur hineinlegen würde ich mich im Sommer nicht, siehe oben.

2 Kommentare

  1. Nun, die Wiesen wie ich sie mir vorstelle, etwa im Gebirge oder in den schweizerischen Voralpen sind hier leider wirklich rar. Die Wiesen hier sind kleine Stücke, die den Name Wiese wohl nicht verdienen. Ungeziefer hat es dort allerdings genug. Ob Zecken oder Kribbelmücken, die piesaken die Leute mehr ich als normale Stechmücken. Meine Frau kann zurzeit ein Lied davon singen. Sie hat schwere allergische Reaktionen, die medikamentös behandelt werden mussten. Früher waren, meine ich, die Viecher längst nicht so giftig. Ja früher eben.

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