Weihnachten: Mit Traditionen gebrochen

Jeder kennt das: Wir feiern Weihnachten immer so, wie wir es aus unserer Familie kennen. Manche Traditionen überleben Jahrzehnte. So ist es auch bei uns. Genauer: Es war so. Diesmal ist manches ein bisschen anders.

Weihnachten ist nichts ohne einen schönen Weihnachtsbaum. So kenne ich es von Zuhause und so habe ich es immer gehalten. Nur dieses Jahr ist es mir nicht gelungen. Wegen Problemen in der Familie, die ich hier nicht ausbreiten will, bin ich ein bisschen spät dran gewesen mit dem Weihnachtsbaumkauf. Und als ich am 22. Dezember losgezogen bin, einen zu holen, waren keine mehr da. Gar keine mehr. Das habe ich noch nie erlebt.

Alle Weihnachtsbäume ausverkauft

Der Weihnachtsbaum-Verkäufer meines Vertrauens im Dorf hatte nichts mehr, aber wirklich gar nichts mehr da. Sonst war er immer eine Bank, wenn ich am 22. Dezember, manchmal auch erst am 23., vorbeigekommen bin. Diesmal war alles radikal ausverkauft. Also habe ich Supermärkte angesteuert, vor denen ich die Tage zuvor noch etliche Bäume gesehen hatte. Nichts mehr da. Blieb als letzte Möglichkeit der Baumarkt. Auch da nichts. Auf meine Frage hieß es, die seien längst weggeräumt. Also blieb nur noch ein kleines Bäumchen im Topf.

Tonkrippe mit Mini-Bäumchen zu Weihnachten.
Die Tonkrippe aus meiner Familie mit dem Minibäumchen dahinter.

Immerhin ist das Bäumchen so klein und nimmt so wenig Platz weg, dass davor noch die Tonkrippe passt. Sie stand jedes Jahr zu Weihnachten bei meinen Eltern. Als mein Vater jetzt den Weihnachtsschmuck verteilte, den er im Heim nicht mehr braucht, habe ich die Krippe bekommen. Ich liebe sie sehr wegen ihrer Schlichtheit. Mit wenigen Mittel zeigt der, der die Figuren entworfen hat, den Zauber von Weihnachten.

Last-Minute-Baum nach der Bescherung

Um noch einmal auf den Weihnachtsbaum zurückzukommen. Ich kann mich an eine Szene aus den 80er Jahren erinnern, als ich am Wilhelmplatz in Kiel gewohnt habe. Dort stand immer ein Weihnachtsbaum-Verkäufer. Vom Fenster aus konnte ich ihn und seine Kunden beobachten. Die letzten kamen an Heiligabend gegen 18 Uhr, wenn die Bescherung bei anderen Familien schon lief und der Verkäufer einpackte. Dann gab es die Bäume wohl besonders billig, denn alles, was nicht wegging, musste nicht verladen werden. Wenn ich dann an die Tabula rasa in Sachen Weihnachtsbaum denke, die ich erlebt habe, frage ich mich, was solche Leute jetzt machen.

Noch ein paar Worte zu einer anderen Tradition: dem Essen zu Weihnachten. Hier in Schleswig-Holstein und wohl auch weit darüber hinaus gibt es in vielen Familien an Heiligabend Würstchen mit Kartoffelsalat. Das kenne ich so nicht und habe es auch nie gemacht. Bei meinen Eltern gab es Heiligabend immer roten Heringssalat. Ich weiß nicht, wo die Tradition herkommt. Meine Mutter kommt aus Westfalen, vielleicht ist es dort so üblich gewesen. Oder bei meinem Vater, der aus Dresden stammt. Ich kann es leider nicht sagen. Immerhin lässt sich der Salat gut vorbereiten.

Bei uns in der Familie gibt es bereits seit Jahren und damit traditionell an Weihnachten Blinis mit Lachs und rotem Kaviar, dazu Crème fraîche. Das war irgendwann mal der Wunsch meiner Tochter, und seitdem ist das so. Immer wieder sehr lecker. Und dann spielen wir alle gemeinsam, oft Monopoly, manchmal kniffeln wir auch. Und Weihnachten, also am 1. Feiertag, gibt es einen großen Familienbrunch mit der erweiterten Familie.

Es ist also ein Weihnachten mit gebrochenen Traditionen dieses Jahr. Kein großer Baum, kein roter Heringssalat, aber trotzdem wird es ein schönes Fest, ich bin sicher. Und jetzt wünsche alle Lesern frohe Weihnachten mit einem Bild vom Lübecker Weihnachtsmarkt.

Weihnachtsmarkt auf dem Lübecker Markt

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