#tourdemuseum: Augustusburg, Nibelungenhalle und Drachenburg

Die letzte Etappe der #tourdemuseum – und damit der letzte Text dieser kleinen Reihe – ist ein Gemischtwarenladen. Er reicht von einem Rokokoschloss samt Rokokogarten über die Nibelungenhalle bis hin zu echten und falschen Drachen und einer kitschigen Burg, dem Schloss Drachenburg.

Bei meiner Planung hatte ich etwas übersehen: Der letzte Tag meiner #tourdemuseum war ein Montag. Und montags haben die meisten Museen zu. Zum Glück nicht alle. Die Nibelungenhalle und das Schloss Drachenburg in Königswinter bei Bonn hatten geöffnet. Beim Schloss Augustusburg in Brühl stand ich jedoch vor verschlossenen Türen.

Deshalb musste ich mich dort mit den Außenanlagen begnügen. Nicht, dass die nicht sehenswert sind, schließlich gehören sie zum Welterbe. Das Schloss selbst, in schönstem Rokoko gebaut, ist in ein riesiges Parkgelände eingebettet. Dass es in Brühl liegt, muss immer dazu gesagt werden, denn es gibt mehrere Schlösser, die Augustusburg heißen.

Besuch in Brühl
Tor offen, Türen verschlossen: Das Innere von Schloss Augustusburg in Brühl blieb mir verborgen.

Ein barockes Parterre

An einer Seite des Schlosses erstreckt sich das sogenannte Parterre, ein streng formalistischer barocker Garten. Oder wie es in der Beschreibung auf der Seite des Schlossgartens heißt: das „große zweiteilige Broderieparterre mit runden und vierpassförmigen Fontänenbecken und anschließendem Spiegelweiher“. Leider ist die Kaskade zurzeit wegen Renovierungsarbeiten außer Betrieb. Aber auch ohne Wasserspiele – mit Ausnahme der Springbrunnen – ist der Garten jeden Besuch wert.

Besuch in Brühl
Gartenseite von Schloss Brühl mit Parterre.

Rechts und links des Parterres schließen sich Lindenalleen, dahinter ein englischer Landschaftsgarten an. Wer ihn durchwandert und noch eine lange, lange Allee entlang spaziert, gelangt irgendwann an das Jagdschloss Falkenlust. Leider war auch dieses geschlossen.

Besuch in Brühl
Jagdschloss Falkenlust: Im Türmchen oben würde ich mir gern eine Schreibstube mit Rundumblick einrichten.

Ein Schloss wie aus dem Märchen

Weiter ging es nach Königswinter. Dort steht Schloss Drachenburg, ein wunderbares Beispiel für das, was ich Mittelalterkitsch nenne. 1882 erbaut, verwirklichte sich ein Privatmann damit den Traum von der eigenen Burg. Nach wechselvoller Geschichte ging das Schloss 1971 in den Besitz des exzentrischen Fabrikanten Paul Spinat über, der es neu austattete. Heute gehört das Schloss dem Land Nordrhein-Westfalen und ist der Öffentlichkeit zugänglich.

Schloss Drachenburg
Schloss Drachenburg, hoch über Königswinter gelegen.

Einen ersten Eindruck von dem – ja – Kitsch und der überbordenden Dekoration des Schlosses bekommt der Besucher bereits auf der Terrasse. Dort erwarten ihn zwei goldene Hirsche, die gemeinsam mit ihm über das Rheintal blicken. Ein großartiges Panorama.

Schloss Drachenburg
Die goldenen Hirsche auf der Terrasse von Schloss Drachenburg.

Mit der überbordenden Gestaltung geht es im Inneren weiter. Etwa im Speisesaal mit seinen schweren Holzmöbeln und -schnitzereien und den Gemälden von Ferdinand Wagner (1847-1927). Billiardzimmer, Bibliothek, Kneipzimmer (kommt von Kneipe und diente den Herren zum Trunke) sowie Gästeappartements, alle sind im gleichen schwülstigen Stil der Gründerzeit ausgestattet. Sehr zur Freude kleiner Besucher liegen in zwei Zimmern Eisbärfelle samt präpariertem Kopf auf dem Fußboden. (Mehr Fotos der Innenausstattung im Flickr-Album „Drachenburg“).

Schloss Drachenburg
Schlafzimmer im Gästeappartement mit Bärenfell.
Schloss Drachenburg
Speisezimmer: Die Gemälde zeigen den „Verlauf einer Jagd des Ritters der Drachenburg im 14. Jahrhundert“.

Ein Hommage an Richard Wagner

Wer von der Drachenburg den Berg hinabwandert, gelangt zu echten und falschen Drachen und zur Nibelungenhalle. Sie liegt am Weg zum Drachenfels, wo Siegfried den Drachen erschlagen haben soll. Der Rundbau ist ein Zeugnis des späten Jugenstils. Gebaut wurde er, um Richard Wagner und den Sagen der Nibelungen zu huldigen. Die Eröffnung erfolgte am 100. Geburtstag Wagners 1913.

Nibelungenhalle in Königswinter
Die Nibelungenhalle in Königswinter, entworfen von den Architekten Hans Meier und Werner Behrendt.

Beim Betreten der Halle hört der Besucher Klänge von Richard Wagner. Im Rund angeordnet sind Bilder des Malers Hermann Hendrich (1854-1931): Im neuromantischen Stil enthält die Halle Hendrichs Bilderzyklus zum Ring der Nibelungen. In dem dunkel gehaltenen Raum leuchten seine Gemälde unter Spotlights besonders magisch. In der Apsis befinden sich ein Weihestein, ein Wagnerrelief mit dem Schriftzug „Ehrt Eure Deutschen Meister“ aus den Meistersingern, weitere Gemälde und ein Drachen aus Metall.

Nibelungenhalle in Königswinter
Die Apsis mit Weihestein und Drachenfigur aus Metall.

Mehr Drachen gibt es in der Drachenhöhle. Nach dem Verlassen der Nibelungenhalle geht es durch einen langen dunklen Gang, der sich schließlich zu einer Art Grotte öffnet. Darin ruht der Drache, allerdings ein sehr freundlicher. Er lächelt, obwohl er dem Besucher die Zunge herausstreckt.

Nibelungenhalle in Königswinter
Der Drache in seiner Höhle. Das Tier aus Beton ruht dort seit 1933.

Echte Drachen im Reptilienzoo

Im Anschluss geht es in den Reptilienzoo, in dem die echten Drachen gehalten werden. Die Terrarien ergänzen das Angebot der privat geführten Anlage aus Nibelungenhalle und Drachenhöhle. Im Zoo sind diverse Schlangen, Alligatoren und Leguane zu sehen.

Reptilienzoo an der Nibelungenhalle
Grüner Leguan im Repilienzoo an der Nibelungenhalle.

Dieser letzte Tag der #tourdemuseum war wahrlich ein Gemischtwarenladen, aber ein guter. Damit endet diese kleine Reihe von Berichten meiner Museumstour. Ich habe viele interessante Ausstellungen gesehen. Und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass in allen Museen mittlerweile das Fotografieren problemlos möglich ist. Ich habe jedesmal gefragt und jedesmal ein freundliches Ja zu hören bekommen. Ebenfalls sehr positiv: Die Eintrittspreise sind für das, was geboten wird, erstaunlich moderat. Zumindest bei den Museen in öffentlicher Hand. Aber auch den Eintrittspreis von 13,50 Euro im Schokoladenmuseum in Köln fand ich angemessen.

Dass ich unversehens noch in den CSD in Köln gestolpert bin, hat die fünftägige Reise für mich noch abgerundet. Ich habe vieles gesehen und viel fotografiert. Alle Blogbeiträge dazu gibt es hier, hier, hier, hier und hier.

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