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Sonnabend oder Samstag: Eine Frage der Region, nicht der Religion

Gerade erreichte mich die Anfrage eines Pressesprechers, ob er Samstag oder Sonnabend schreiben solle. Er habe beobachtet, dass wir in der Redaktion immer den Samstag in Sonnabend umändern. Was es damit auf sich habe. So genau weiß ich das nicht, aber ich will versuchen, es zu beantworten.

Bevor ich vor mittlerweile mehr als 40 Jahren mein Volontariat in Einbeck angetreten habe, habe ich mir nie einen Gedanken um Sonnabend oder Sonntag gemacht. Doch schon am ersten Tag wurde mir damals in der Redaktion eingebläut, es heiße Sonnabend und nichts anderes. Als Erläuterung dazu hieß es, Sonnabend sei in Norddeutschland üblich, Samstag in Süddeutschland. Das habe etwas mit Katholiken und Protestanten zu tun. Tatsächlich ist die Unterscheidung viel älter.

Was Bonifatius mitbrachte

Der Sonnabend ist vor allem in Norddeutschland und in Mitteldeutschland verbreitet. Er geht zurück auf den englischen Missionar Bonifatius, der im 7. Jahrhundert die Deutschen zum Christentum bekehrt hat. Er soll das Wort Sonnabend mitgebracht haben, ein damaliger Anglizismus. Bonifatius hat damit möglicherweise zunächst den Abend vor dem Sonntag bezeichnet, deshalb Sonnabend. Später wurde daraus eine Bezeichnung für den ganzen Tag.

Der Samstag dagegen ist im Süden und Westen Deutschlands verbreitet. Das Wort geht vermutlich letztendlich auf den jüdischen Sabbath zurück. Nach meinem Empfinden wird der Samstag viel öfter verwendet als der Sonnabend. Und er macht Karriere. Auch in Norddeutschland sagen die meisten Menschen inzwischen Samstag. In Zeitungsredaktionen wird jedoch weiter eisern am Sonnabend festgehalten. Was manchmal zu seltsamen Formulierungen führt. Ich sage nur Sonnabendabend.

Der Sonnabend sieht besser aus

Ich persönlich mag den Sonnabend lieber als den Samstag. Das Wort klingt nicht nur besser, sondern sieht auch besser aus, wenn ich es lese. Das Schriftbild ist einfach schöner. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Dem Pressesprecher habe ich übrigens geraten, ebenfalls stets Sonnabend zu schreiben, wenn die Redakteure seine Pressemitteilungen schätzen sollen. Denn jeder Samstag wird bei uns immer noch brav in Sonnabend umgeschrieben.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

2 Kommentare

  • Der Emil

    Sonnabend. Immer schon. Ich fremdele noch heute mit dem Samstag. (Aufgewachsen im Süden der DDR, ich weiß nicht, ob dort überhaupt irgendwo Samstag gesagt wurde.)

    • Susanne

      Süden der DDR ist Sachsen und genau die Gegend, bei der neben dem Norden Sonnabend üblich war und ist. Hier im Norden wird das leider immer mehr aufgeweicht – schade.

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