Mutters Rezeptbuch und die Plätzchen
Bei Muttern schmeckt es doch am besten. Der alte Spruch hat heute noch Gültigkeit, und weil das so ist, hat meine Mutter jedem ihrer Kinder ein Rezeptbuch mit Rezepten zu dessen Lieblingsgerichten geschrieben. Mutters Rezeptbuch ist noch heute eines derjenigen, die ich am häufigsten benutze. Und es weckt warme Gefühle in mir.
Meine Mutter hat ländliche Hauswirtschaft gelernt und konnte sehr gut kochen und backen. Sehr zur Freude ihrer großen Familie und vieler Besucher, die immer bestens beköstigt wurden. Und sie hat allen ihren vier Kinder – zwei Mädchen, zwei Jungen – versucht, das Kochen zu vermitteln. Mit unterschiedlichem Erfolg. Vor allem aber hat sie jedem ein Rezeptbuch geschrieben. Dafür gab es damals spezielle Ringbücher mit einer Zeichnung vorne darauf und eingelegten Trennblättern mit Symbolen für Suppen, Fleisch, Fisch, Gemüse, Einkochen und Backen.
Im Rezeptbuch hat meine Mutter nicht nur ihre besten Rezepte festgehalten, sondern auch solche, die sie woanders kennen und schätzen gelernt hat. Und immer hat sie den Namen derjenigen dahinter geschrieben, von der sie das Rezept hatte. Und manchmal noch eine kurze Bemerkung. Zu den Klassikern dieser Kategorie gehört die Käsesuppe für zehn Personen, die ich oft für die Gelegenheiten nachgekocht habe, in denen es hieß, jede bringe etwas mit. Weil die meisten irgendwelche Salate dabei hatten, kam vor allem in der kalten Jahreshälfte die Käsesuppe immer besonders gut an.
Käsesuppe 10 Personen (gut)
500 gr. Gehacktes
500 gr. Thüringer Mett
4 große Zwiebeln
eineinhalb Liter Brühe (Brühwürfel, Gemüsebrühe)
1 großes Paket Rahmporree (tiefgefroren)
1 große Dose Pilze (mit Flüssigkeit)
je 1 Paket Schmelzkäse Sahne und Kräuter
Gehacktes mit den Zwiebeln anbraten, dann Brühe, Porree, Pilze, Käse dazugeben und aufkochen lassen, bis der Käse restlos geschmolzen ist, dazu Toast oder Baguette reichen
Rezeptbuch mit vielen Anleitungen für Plätzchen
Eine Suppe, die jeder problemlos hinkriegt. Ebenso wie viele der Plätzchen, deren Rezept im Buch vermerkt ist. Bei uns zu Hause wurden in der Vorweihnachtszeit immer viele verschiedene Plätzchen gebacken. Eine Tradition, die meiner und den Familien meiner Geschwister weiterlebt. Meine Favoriten waren und sind bis heute die Kokosmakronen.
Kokosmakronen
4 Eiweiß
200 Gramm feiner Zucker
1 Tütchen Vanillezucker
1 Messerspitze Zimt
2 Tropfen Bittermandel-Aroma
200 gr. Kokosraspel
Eiweiß sehr steif schlagen, nach und nach Zucker, Vanillezucker, Zimt, Bittermandel zugeben und verrühren, Kokosraspel unterheben. Masse in kleinen Häufchen auf Oblaten setzen und bei 150 bis 160 Grad etwa 30 bis 35 Minuten backen.
Und so finden sich zahlreiche Rezepte für leckere Plätzchen, aber auch für feine Suppen, für den berühmten süß-sauer eingekochten Kürbis meiner Tante Luise und das legendäre Hammelkopf-Ragout meiner Mutter in dem Büchlein. Aufgeschrieben in ihrer schönen Handschrift. Ich habe noch ein paar eigene Rezepte hinzugefügt, und jetzt ist es mein Rezeptbuch das liebste und meistgenutzte in meinem Regal.
Der nie gelungene, aber heiß geliebte Mohnstrudel
Manches habe ich allerdings bisher nur einmal nachgekocht, in diesem Fall nachgebacken. Es hat einfach nicht so gut funktioniert wie gedacht. Etwa mein über alles geliebter Mohnstrudel, den ich nirgends mehr so lecker gefunden habe wie den von meiner Mutter. Bei mir war der Strudel zwar geschmacklich in Ordnung, ist aber leider völlig auseinander gelaufen. Das konnte sie wesentlich besser.
Quark-Ölteig für Mohnwickel
200 gr. trockener Quark
6 Esslöffel Milch
1 Ei
8 Esslöffel Speiseöl
100 gr. Zucker
Vanillezucker, Prise Salz
400 gr. Weizenmehl
1 Päckchen und 2 gestrichene Teelöffel Backpulver
Den Quark mit Milch, Ei, Öl, Zucker, Vanille und Salz verrühren, danach gut die Hälfte des mit Backpulver verrührten Mehls zugeben, den Rest unterkneten.
Mohnfüllung dazu
200 gr. gemahlenen Mohn
1/4 Liter Milch
1 Päckchen Vanillepuddingpulver
2 Eier
75 gr. gemahlene Mandeln
2 Esslöffel Kakao
2 Esslöffel Rum
75 gr. Butter
200 gr. Zucker
Den Mohn mit der kochenden Milch überbrühen und mit dem Zucker, Kakao, Rum, gemahlenen Mandeln und weicher Butter verrühren. Eier und Vanillepuddingpulver verrühren und auf den ausgerollten Quark-Ölteig geben. Aufrollen und in einer Form geben. Backzeit etwa eine Stunde bei 190 bis 200 Grad. Wenn ich mich recht erinnere, hat meine Mutter den Wickel nicht in eine Form gegeben, sondern einfach quer über ein Backblech gelegt. Herausgekommen ist trotzdem ein stabiler Strudel.
Rezeptbücher zum selber Ausfüllen* gibt es auch heute noch zu kaufen. Das Design hat sich geändert, der Sinn nicht. Allerdings fürchte ich, bei der jungen Generation mit einem Kochbuch gar nicht mehr landen zu können. Was immer sie an Rezepten benötigen, ziehen sich die jungen Leute aus dem Internet. Schade, denn ein persönliches Rezeptbuch ist etwas, das über Generationen weitergegeben werden kann. Genauso wie alte Fotoalben.
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