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Einkaufen rund um die Uhr – sinnvoll oder nicht?

Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein hat sich eine schöne Frage der Woche ausgedacht: Brauchen wir 24/7-Supermärkte oder reichen die jetzigen Öffnungszeiten? Gute Frage. Ich weiß noch, wie es früher war, und ich finde das Einkaufen heute viel entspannter. Aber muss es gleich rund um die Uhr sein?

Ich bin so alt, ich kenne noch die Zeiten, in denen Geschäfte nur von 9 bis 18 Uhr geöffnet waren. Längere Öffnungszeiten waren nach dem Ladenschlussgesetz nicht erlaubt. Verhungert sind wir trotzdem nicht. Irgendwann kam dann eine zaghafte Lockerung, als der lange Donnerstag eingeführt wurde. Das war aber eher für Klamottenläden als für Supermärkte interessant.

Wenn Einkaufen zum Kraftakt wird

Die Öffnungszeiten von 9 bis 18 Uhr waren für mich hart. Ich hatte damals einen Job, der mich zehn und mehr Stunden am Tag, oft sechs oder sieben Tage die Woche, beschäftigt hat. Einkaufen geriet da zum Kraftakt. Oft hatte ich nur noch Knäckebrot und Marmelade im Haus. Als Single ließ sich das verkraften. Wäre ich nicht allein gewesen, hätte ich zumindest einen Partner gehabt, der mal das Einkaufen hätte übernehmen können.

Abends kaufen nur die Jungen ein

Heute haben Supermärkte hier bei uns von 7 bis 22 Uhr geöffnet, einige auch nur bis 21 Uhr. Ich habe zwar ab und zu immer noch spät Feierabend, aber bei diesen Öffnungszeiten bleibt das Einkaufen trotzdem entspannt. Wenn ich am Freitagabend gegen 20 oder 21 Uhr noch durch den Supermarkt fege, der an meinem Heimweg liegt, beobachte ich, was gerade so auf dem Kassenband liegt: zu 90 Prozent Chips, Tiefkühlpizza, Cola und Hochprozentiges. Die Kundschaft ist entsprechend jung. Da dürfte der Abend gerettet sein. Immerhin laufen diese Käufer um diese Uhrzeit nicht Gefahr, von Rentnern oder gestressten Hausfrauen pikiert angesehen zu werden.

Grundsätzlich finde ich also lange Öffnungszeiten im Supermarkt gut. Da findet jeder die Zeit, in Ruhe einzukaufen, egal ob morgens früh oder spät abends. Wobei ich persönlich Einkaufen nie entspannt finde. Eine Öffnung rund um die Uhr, nach der die Verbraucherzentrale SH fragt, finde ich dagegen überzogen. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass das in Großstädten eine Relevanz hat. Bei uns auf dem Land sind es die Menschen gewöhnt, Vorratshaltung zu betreiben. Dass mitten in der Nacht etwas fehlt, kommt hier wohl kaum vor. Und selbst wenn: Nichts kann so lebenswichtig sein, dass es nicht auch bis zum nächsten Morgen Zeit hätte.

Es gibt noch Geschäfte, die Mittagspause machen

Und jetzt kommt etwas, das wahrscheinlich völlig aus der Zeit gefallen ist und manchen erstaunen dürfte. Bei uns auf dem Land gibt es noch kleine Supermärkte und Geschäfte, die mittags geschlossen sind. Sogar die Postfiliale im nächstgrößeren Ort macht von 12 bis 14.30 Uhr zu.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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