Freundlicher Spucki statt teures Ticket

Nein, man blockiert keine Behindertenparkplätze, stellt mit seinem Auto keine Fußgängerwege zu und riegelt keine Radwege ab. Wer das tut, muss mit bösen Blicken und im schlimmsten Fall mit einem teuren Ticket oder gar dem Einsatz des Abschleppwagens rechnen. Dass es auch anders geht als immer nur mit der großen Keule, habe ich vor einiger Zeit erlebt.

Parken

Ich habe einen solchen Zettel auf die Windschutzscheibe geklebt bekommen. Ich versichere an dieser Stelle hoch und heilig, dass ich keine der oben beschriebenen Sünden begangen habe. Ich habe dort geparkt, wo es erlaubt ist und es jeden Tag jemand tut: vor einem großen Eisenportal, das zu einem offenen Bauensemble führt. Keine Einfahrt und keine Feuerwehrzufahrt und kein Fußweg. Aber mit etwas kritischem Blick könnte man an dieser Stelle auf die Idee kommen, dass ich damit einen Durchgang von der Straße zum Bürgersteig blockiert hätte, von dem es dann in direktem Weg in das Tor geht. Als ich zum Auto zurückkam, fand ich den oben gezeigten Zettel hinter der Windschutzscheibe. Kein Knöllchen, sondern nur eine nette Aufforderung.

Wo kommen diese Aufkleber her? Wer hat sie erfunden? Etwas Netzrecherche beantwortet wie immer alle Fragen. Das kleine Stückchen Papier mit gummierter Rückseite, nicht mehr als eine überdimensionierte Briefmarke, gibt es seit 1975. Erfunden hat nach eigenen Angaben diese „Spuckis“ der Verein „Umkehr und Fuß“, und hier gibt es  die Spuckis zu kaufen.

Die kleinen Klebezettel lösen offenbar mitunter heftige Diskussionen aus. Im Netz gefunden habe ich einen Autofahrer, der allen ernstes in einem Forum fragte, ob das Kleben des kleine Zettels an seinen Geländewagen eine Sachbeschädigung sei und ob er Anzeige erstatten solle. Er habe doch nur mit zwei Reifen auf dem Gehweg geparkt. Die Reaktionen waren erwartungsgemäß heftig. „Vom Denunzieren und Kleben“ heißt ein ausführlicher Beitrag über die Spuckis vom Blog radfahreralltag.de. Wie sehr das Thema polarisiert, lässt sich hier nachlesen (vor allem in den Kommentaren).

Liebe Autofahrer, Rollifahrer, Kinderwagenschieberinnen, Radfahrer – wie wär’s mit etwas mehr Gelassenheit. Gut, ich habe gut reden, ich bin nicht so oft in Großstädten unterwegs, wo Parkraum besonders knapp ist. Ich kann den Ärger verstehen, wenn der Weg versperrt ist. Ich habe aber selbst gesehen, dass die Spuckis wie in meinem Fall auch dort geklebt werden, wo gar nichts blockiert wurde (wirklich nicht!). Aber wenn es Streit gibt um das richtige Park-Verhalten, dann nehme ich doch lieber den Spucki entgegen als ein fettes Knöllchen oder gar einen Abschleppwagen.

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