Fru Öttenpötter vertellt: Jägerlatein von Bär, Wolf und Baerwolf

eutschwein77
Beim Jägerlatein blieben auch die Wildschweine nicht ungeschoren. Diese süßen Frischlinge würde aber wohl kein Jäger schießen.

Wer in der Bäckerei an einem Kaffeetisch sitzt und Päuschen macht, kann manchmal dem Volk aufs Maul schauen, in diesem Fall dem Jägervolk. Vor allem, wenn das Kaffee im Zentralort einer ländlichen Gegend liegt. Die vier grauhaarigen Herren, denen ich gerade unfreiwillig zuhören durfte, bedienten alle Klischees, die sich denken lassen. Jägerlatein vom Feinsten.

Natürlich ging es um den Wolf. Den, räsonierten sie, dürfe man ruhig abschießen, unsere dicht besiedelte Landschaft eigne sich nicht für ihn. Und wenn schon der Wolf wieder hier sein dürfe, warum dann nicht auch der Bär, der habe hier früher doch auch gelebt. Was einen der Herren bei ihrem Jägerlatein gleich zu einem Wortspiel mit der Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock anregte. Es laufe alles nicht so, wie sich die Herren das vorstellten, denn man habe ja diese Baerwolf, die nichts wisse und nichts verstehe, aber alles bestimmten wolle. Immerhin korrigierte einer aus der Runde den erregten Redner: „Die heißt Baerbock.“

Unendliche Wunden

Nicht genug damit, schlug die Herrenrunde nun den ganz großen Kreis in Sachen Wildtiere und Natur. Sie sprachen von Frischlingen und Bachen und davon, dass eine Verletzung, die einem ein Wildschwein zufüge, niemals heile. Jahrelang bleibe die Wunde offen und entzünde sich immer wieder neu, ob bei Mensch oder Hund. Flugs wurden Beispiele dafür angefügt. Nur einer konnte seinen Hund vor diesem schrecklichen Schicksal retten, weil er die Wunde sofort, noch im Auto im Revier, mit Blauwasser ausspülte. Das habe geholfen. Ich weiß nicht, was Blauwasser ist, es könnte sich um Wasserstoffperoxid handeln, das für die Wunddesinfektion verwendet wird und im dafür verdünnten Zustand höchstens ganz leicht bläulich aussieht.

Von Wolf, Bär und Wildschwein ging es weiter zu den Kormoranen, die nun wirklich nicht mehr geschützt werden müssten. Einer gab aber zu bedenken, die seien früher nahezu ausgestorben gewesen. Ja, früher, aber heute? An nächstes waren die Kolkraben an der Reihe. Die sollen Schuld daran sein, dass in Mecklenburg eine Landwirtschaftsgesellschaft mehr als 300 Lämmer verloren habe.

Die schlimmen Städter

Die fröhliche Jägerrunde lässt, glaubt man ihren Reden, kaum ein Wildtier ungeschoren, wenn man sie denn ließe. Alle Schutzregeln sind ihrer Meinung nach sowieso Quatsch und aufgestellt von Leuten, die keine Ahnung haben. Am Ende ihrer fröhlichen Kaffeerunde stellten die vier Herren nämlich fest, dass diese übersensiblen und Tiere verhätschelnden Städter ihnen gehörig auf die Nerven gehen und mal schön die Klappe halten sollten. Ganz schön freches Jägerlatein.

Fru Öttenpötter berichtet hier in unregelmäßigen Abständen über das Leben auf dem Lande.

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