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Elektrisches Kochen: ein populäres Kochbuch

Elektrisches Kochen, also das Kochen auf einem Elektroherd, ist heute Alltag und keiner Erwähnung mehr wert. Als die Elektroherde aufkamen, war das noch etwas anderes. Aus dem Nachlass meiner Mutter habe ich jetzt ein Kochbuch mit dem Titel „Das elektrische Kochen“ bekommen.

Das Kochbuch stammt aus dem Jahr 1946 und trägt auf dem Vorsatzblatt den Hinweis: „Die Kultusministerien der Bundesrepublik haben dieses Elektro-Kochbuch für die Schulen genehmigt.“ Das Buch war also nicht nur für die Hausfrau – damals noch diejenige, die das Kochen übernahm und übernehmen musste -, sondern auch für den Schulunterricht gedacht. Auf 304 Seiten enthält es viele Rezepte, wie es sich für ein Kochbuch gehört. Es gibt aber auch technische Erläuterungen.

Millionenfach aufgelegtes und verbreitetes Kochbuch

Mein E-Kochbuch ist übrigens eine Jubiläumsausgabe aus der Jubiläumsauflage, in der die Exemplare 1000000 bis 1050000 erschienen. Das Buch war also ein echter Bestseller und ist 1964, im Jahr meines Exemplars, schon seit 30 Jahren erhältlich. Es trägt wie seine Vorgänger den Namen „Blaues Kochbuch“. Die Neuauflage, so steht es im Vorwort, trägt der ständigen Weiterentwicklung der Technik, den neuesten Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft und „dem Bestreben des menschlichen Geistes, Neuerungen zu schaffen, die die Lebensbedingungen verbessern und die tägliche Arbeit erleichtern“ Rechnung.

Bei so viel Jubel über das elektrische Kochen wundert es nicht, dass das Buch ein Werbesonderdruck der Elektrizitätswerke ist, wie das Vorsatzblatt in winziger Schrift ebenfalls verrät. Und es wundert auch nicht, dass auf den letzten Seiten Werbung zu sehen ist. Werbung für Elektroherde, für feuerfeste Glasformen und für Stahlgeschirre, präsentiert von Fernsehkoch H. K. Adam. Eine seiner Sendungen hießt übrigens „Adam kocht für Eva“. Wie originell. Fernsehköche gab es bereits seit den 1950er Jahren. Und Werbung natürlich auch.

Reklame für Elektroherde am Ende des elektrischen Kochbuchs.
Reklame für Elektroherde am Ende des elektrischen Kochbuchs.

Technische Erläuterungen am Anfang

Kommen wir zum Inhalt. Los geht’s mit Aufbau und Bedienung der Kochplatten. Klar, ist ja ein elektrisches Kochbuch. Zitat über die Herde: „Heute herrscht die gußeiserne, massearme Ringkochplatte vor.“ Ich glaube ja nicht, dass eine Hausfrau wissen muss, was massearm ist. Dann geht es noch um Stufenschalter, stufenlose Schalter, Kochautomaten und Automatikplatten und ihre Funktion. Es folgen Aufbau und Bedienung des Backofens.

Weiter geht es mit vielen, vielen Rezepten, immer unterbrochen von Erläuterungen etwa über Fisch und Kuchen im Backofen oder Pudding im Wasserbad und Pudding im Topf. Ein Kapitel widmet sich dem Einkochen mit heißer Luft im Backofen. Klar, das war in den 50er und 60er Jahren noch vielfach üblich und wichtig.

Blauer Einband mit Beschriftung "Das blaue Kochbuch"
Das sogenannte blaue Kochbuch trägt den Titel „Das elektrische Kochen“.

Ich werde wahrscheinlich nie eines der Rezepte nachkochen. Ich habe genau andere Kochbücher, und heutzutage holen sich die Leute Rezepte sowieso aus dem Internet. Aber ich finde, das elektrische Kochbuch ist ein wunderbares Zeitzeugnis. Deshalb bekommt es einen Platz in meinem Bücherregal und wandert nicht in die Altpapiertonne.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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