Das Residenzschloss in Dresden: Eines der tollsten Museen

Ich habe heute Stunden im Dresdner Residenzschloss verbracht. Besucht habe ich das Historische Grüne Gewölbe, das Grüne Gewölbe, den Riesensaal, die Schau „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“ und die neuen Paraderäumen. Ich habe ein Museum kennengelernt, an dem es nichts auszusetzen gibt.

Ich war schon früher, vor mehr als 40 Jahren, im Grünen Gewölbe. Da war das Schloss noch eine Ruine und die Reichtümer aus der Schatzkammer August des Starken waren im Albertinum ausgestellt. Mittlerweile ist das Residenzschloss wieder aufgebaut, und seit einigen Jahren ist auch das Historische Grüne Gewölbe wieder hergestellt.

Prunkvolle Räume

Was für ein Reichtum. Was für eine Fülle. Was für ein Glanz. Das Fotografieren ist dort strikt verboten. Das zu überwachen, ist für die Aufseher kein Problem, bei den vielen Spiegeln, die in den Räumen hängen, haben sie alles direkt oder indirekt im Blick. Wer sehen möchte, wie prunkvoll diese Räume geworden sind, der gehe auf die entsprechende Seite der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dort gibt es einen virtuellen Panorama-Rundgang.

Was mich ungeheuer beeindruckt hat, ist die Präsentation der Reichtümer in diesen Prunkräumen. Natürlich sind sie alle hinter Glas gut gesichert aufgestellt oder gehängt. Aber was für Glas. Es ist unsichtbar. Ich habe noch nie so perfekt entspiegeltes Glas gesehen und eine so gekonnte Lichtführung, um die Exponate hervorzuheben. Ein Aufseher berichtete, dass dieses Glas für sich schon ein Meisterwerk ist und dass man ab und zu hört, wie Köpfe von Besuchern dagegen knallen.

Grünes Gewölbe ist nicht gleich Grünes Gewölbe

Der freundliche Aufseher verriet mir auch, wo die Prunkstücke der Sammlung Grünes Gewölbe zu sehen sind. Im Grünen Gewölbe, wo sonst. Das ist allerdings nicht das Historische Grüne Gewölbe, sondern eine ganz normale Sammlung, ohne die dazugehörigen Prunkräume. Das hatte ich bei der Online-Buchung meines Tickets nicht bedacht. Ich konnte aber problemlos nachlösen und dort das finden, was ich suchte. Mehr noch: Das Ticket fürs Residenzschloss gilt für alle weiteren Sammlungen, unter anderem für die soeben eröffneten und noch nicht ganz fertiggestellten Paraderäume.

Der widerspenstige Kirschkern

Also ein Stockwerk hinaufgestiegen ins Grüne Gewölbe (ganz ohne Historie). Dort darf wieder wie in vielen Museen nach Herzenslust fotografiert werden. Das setzte aber ein gewisses Können voraus. Das superentspiegelte Glas macht keine Probleme, aber die Exponate an sich sind manchmal schwierig. Etwa der berühmte Kirschkern, in den 185 Gesichter hineingeschnitzt sind. Er wird hinter einer ins Glas eingelassenen Lupe präsentiert und ist entsprechend schwer zu fotografieren. In diesem Fall hat es sogar ein bisschen gespiegelt, das liegt am Lupenglas.

Museum Residenzschloss Dresden
Der Kirschkern mit den 185 Gesichern, durch die Lupe fotografiert. Kein fotografisches Meisterwerk.

Pompöses Prunkstück

Andere Exponate sind weniger sperrig, aber auch nicht einfach im Bild festzuhalten. Etwa das Prunkstück des Residenzschlosses, der „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb“ von Johann Melchior Dinglinger, ein pompöses Kabinettstück mit 132 goldenen, emaillierten Figuren, verziert mit 5223 Diamanten, 189 Rubinen, 175 Smaragden, 53 Perlen und einem Saphir. Den einen Saphir habe ich nicht finden können in den Gewusel. Das Foto vom gesamten Kabinettstück ist auch nicht gerade gelungen, es wimmelt zu viel auf diesem Tableau.

Museum Residenzschloss Dresden
„Der Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb“ – ein Wimmelbild.

Ich habe mich lieber auf Details verlegt, um die ganze Kunst dieses Werks zu zeigen. Aber auch die waren schwierig ins Bild zu kriegen.

Museum Residenzschloss Dresden
Detail aus dem Hochstaat zu Delhi.

Andere Werke aus der Schatzkammer sind leichter zu fotografieren, aber hinterlassen einen faden Beigeschmack. Etwa die Bettlerfiguren aus Gold und Edelsteinen. Die Verantwortlichen im Residenzschloss haben den Widerspruch zwischen Armut und Reichtum aufgegriffen und in der Beschreibung darauf hingewiesen, dass den Auftraggebern dieser Arbeiten genau dieser Widerspruch gar nicht in den Sinn gekommen ist.

Die teuerste Kinderrassel der Welt

Dass eine schnöde Kinderrassel ein wertvolles Kunstwerk sein kann, ist auch eher schwer zu verstehen. Das Exemplar im Grünen Gewölbe im Residenzschloss hat einen Griff aus Koralle und ist mit rasselnden Goldmünzen, Perlen und Schellen besetzt. So etwas gibt man nicht in eine Kinderhand.

Museum Residenzschloss Dresden
Die Kinderrassel für kleine Prinzen und Prinzessinnen.

Einfach nur schön und sehr manieriert sind andere Stücke.

Museum Residenzschloss Dresden
Eine wunderschöne Schale, die für nichts taugt, aber schön zum Anschauen ist.
Museum Residenzschloss Dresden
Die Venus mit den Korallenhänden und -haaren.

Wer nach so viel Museum und Geschmeide noch Lust und Zeit hat, sollte sich die anderen Ausstellungen im Residenzschloss ansehen. Besonders gut gefallen hat mir der sogenannte riesige Saal mit Ritterfiguren zu Pferde und die Ausstellung „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“. Die Präsentation ist toll. Die Ritter sitzen auf oder stehen neben lebensgroßen Pferdefiguren, die ebenfalls in Rüstungen stecken oder besondere Sättel und Schabracken tragen.

Residenzschloss Dresden
Ritter und Rüstung in Lebensgröße.
Museum Residenzschloss Dresden
Waffen, zumal historische, lassen sich durchaus ästhetisch präsentieren.

Alles in allem kann ich einen Besuch im Residenzschloss von Dresden nur empfehlen. Angesichts der Vielzahl an unterschiedlichen Ausstellungen und der spannenden Exponate ist ein Besuch durchaus auch für Familien geeignet, Kinder können viele interessante Dinge entdecken. Aber auch Erwachsene kommen auf ihre Kosten. Die Präsentation ist beispielhaft.

Nicht vergessen wird aber auch, dass all das wiedererstanden ist. Historische Abbildungen, ein Timelaps-Video der Restaurierung eines Prunkraums im Grünen Gewölbe und Schautafeln weisen darauf hin, dass diese Räume im Bombardement vom 13. bis 15. Februar 1945 untergingen. Es hat lange gedauert, aber jetzt erstrahlen fast alle wieder in altem Glanz. Gebaut wird dennoch an vielen Stellen. Das wird wohl noch eine Weile so bleiben und vielleicht nie enden.

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