Aufgeschient – mehr Verständnis für Schwurbeldeutsch?

Wer regelmäßig mit Verwaltungen zu tun hat, wundert sich nicht mehr über deren kreative Wortschöpfungen. Ein besonders schönes Beispiel ist mir gerade untergekommen: aufschienen, als Verb zu etwas auf die Schiene setzen. „Wir haben das Projekt erfolgreich aufgeschient“, teilte ein Bürgermeister mit. Sollen wir uns darüber aufregen?

Der Philologe Roland Kaehlbrandt schreibt angeblich von einem „wunderbar vermehrbaren Wortschatz und „sogenannten Abtönungspartikeln“. Erstens kenne ich Abtönen nur von der Wandfarbe. Gemeint sind aber Wendungen wie „Wie geht’s dir denn“. Das „denn“ ist ein Abtönungspartikel. Dann aber folgt Kaehlbrandts Weckruf. Für das von mir so gern gebrauchte Wort vom Schwurbeldeutsch findet er ein viel besseres: „Imponierdeutsch“. Ja, das kann ich nachvollziehen (ist das „ja“ jetzt ein Abtönungspartikel?). In Behörden, der Politik und Gerichten strahlt die Sprache eine gewisse Arroganz aus. Es muss nicht jeder verstehen, was wir hier sagen.

Dazu fällt mir das schöne Wort dislozieren ein. Kommt immer mal wieder vor, bei der Bundeswehr etwa oder beim THW. Ein typischer Fall von Imponierdeutsch. Wer kann schon kurz und knackig erklären, was das sein soll? Es wird unter anderem im Sinne von verteilen benutzt, etwa wenn Truppenteile oder Behörden auf andere Standorte verteilt werden. Vom THW stammt dieser wunderbare Satz: „Das Einsatzstellen-Sicherungs-System ist eine Zusatzbefähigung der Bergungsgruppe 1. Mit ihm wird ein ESS-Trupp disloziert.“ Alles klar?

Zurück zu Roland Kaehlbrandt. Ich habe sein Buch inzwischen rezensiert.

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