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Das Rätsel Preis: Kundennähe geht anders

Wir sind eine Minderheit in Deutschland. Unser Haus liegt so weit weg von jeder Kanalisation, dass wir unsere Abwässer noch immer über eine Hauskläranlage entsorgen. Drei Kammern und dahinter ein Schilfbeet zur Klärung der Abwässer. Alle zwei Jahre kommt nach einer Schlammspiegelmessung ein Schlürfwagen, hängt seinen langen Rüssel in die Klärgrube und saugt den Schiet ab. Bezahlt wird nach Kubikmetern. Das wird jetzt teuer.

Der Preis für die Abfuhr von einem Kubikmeter Klärschlamm ändert sich. Darüber hat uns der Zweckverband per Brief informiert. Da die Schlammmenge zurückgegangen sei, müsse die Kalkulation wie im Gesetz gefordert regelmäßig überprüft werden. Deshalb koste der Kubikmeter Klärschlamm ab diesem Jahr 58,15 Euro, steht da noch. Was er vorher gekostet hat, steht da nicht.

Nun denke ich zunächst, weniger Klärschlamm, weniger Kosten, also ist der Preis gesunken. Hätte ja sein können. Weit gefehlt, der Preis ist kräftig gestiegen. Das hat ein Anruf beim Zweckverband ergeben. Die Mitarbeiterin hat mir auf Nachfrage den alten Preis genannt, nicht ohne vorher darauf hinzuweisen, ich könne doch auf die alten Rechnungen schauen.

Mein Hinweis, es wäre anlässlich einer Preisänderung doch sehr kundenfreundlich, den alten Preis ebenfalls zu nennen, fand sie ganz hilfreich. Sie werde das ihrem Abteilungsleiter vorschlagen.

Was für ein Armutszeugnis. Ich glaube, das ist das allererste Mal in meinem Leben, das ich eine Mitteilung über eine Preisänderung bekomme, in der nicht steht, wie hoch der alte Preis war. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, jemals als Kunde so im Unklaren gelassen worden zu sein. Aber ist doch prima. Wenn ich als Unternehmen oder Dienstleister den alten Preis nicht nenne, merkt der Kunde nicht so schnell, wie saftig die Preiserhöhung ist.

Die hat die Mitarbeiterin übrigens damit begründet, dass weniger Schlamm abzufahren sei. Die Wagen und die Mitarbeiter müssten ja trotzdem bezahlt werden, nur würden die Kosten jetzt auf weniger Schultern verteilt, die dann mehr tragen müssten. Das ist so wie mit dem Wasserpreis. Wer spart, zahlt drauf. Irgend etwas läuft da falsch.

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Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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