Ein dampfender Misthaufen liegt auf einem Bauernhof.
Fru Öttenpötter

Fru Öttenpötter vertellt: Die Misthaufen sind weg

Den wenigsten dürfte es aufgefallen sein: Die Misthaufen sind aus den Dörfern verschwunden. Ein Grund für das Artensterben?

Es ist unbestritten. Immer mehr Arten sterben aus. Das Artensterben ist laut Greenpeace eine der größten Krisen unserer Zeit. Und die Ursachen sind vielfältig. Klimawandel, direkte Ausrottung durch den Menschen oder aber das Wegbrechen überlebenswichtiger Nahrungsquellen. Das ist in unseren aufgeräumten Landschaften eine der wesentlichen Ursachen für das Verschwinden vor allem vieler Insekten.

Was den wenigsten ein- und auffällt: In den Dörfern sind die Misthaufen verschwunden. Zum einen haben sich viele bäuerliche Betriebe von der Viehwirtschaft verabschiedet und betreiben nur noch Ackerbau. Ohne Tiere kein Mist. Zum anderen haben viele Höfe aufgegeben. War die Landwirtschaft früher die beherrschende Wirtschaftsform in den Dörfern, stellt sie heute nur noch die Minderheit dar. Und es geht weiter. Experten rechnen damit, dass die Hälfte der heute existierenden Bauernhöfe bis 2040 verschwindet.

Es gibt kaum noch Milchviehhalter

Auch in unserem Dorf sind fast alle Milchviehhalter nicht mehr da. Es sind gerade mal zwei Höfe, auf denen noch gemolken wird. Nur die Zahl der Kühe hat sich nicht geändert. Ihre Zahl pro Hof ist so deutlich gestiegen, dass es nicht weniger geworden sind. Mit den Kühen sind auch die Misthaufen verschwunden. Die Haufen, die noch da sind, müssen von oben hermetisch abgedeckt sein, so verlangen es die Vorschriften.

Die einzigen noch sichtbaren Haufen in unserer Region sind die der Pferdeställe. Denn Paddocks müssen regelmäßig abgeäppelt, Boxen gemistet werden. Alle paar Tage oder Wochen, je nach Menge, wird der Mist in Containern abgefahren. Immerhin haben bis dahin die vielen Insekten, die sich in Misthaufen ansiedeln, noch eine Chance.

Es sind vor allem Fliegen und Käfer, die wiederum anderen Tieren als Nahrung dienen. Die Weibchen der Gelben Dungfliegen legen ihre Eier in Kuhfladen oder auf Misthaufen ab. Mit dem Aussterben der Viehhaltung und dem Verschwinden der damit verbundenen Stallungen, Weiden und Misthaufen bleiben die Fliegen fern und damit auch die Schwalben. „In Zeiten des Insektensterbens ist jeder Misthaufen deshalb ein Zeichen der Hoffnung“, heißt es bei Planet Schule zum Thema Misthaufen.

Mögen einige Misthaufen überleben

Städtern, die auf Land ziehen, mögen Misthaufen ein Dorn im Auge – und in der Nase – sein. Mit Blick auf die Artenvielfalt wünsche ich mir allerdings, dass der eine oder andere Misthaufen auch in Zukunft überlebt.

Fru Öttenpötter berichtet hier regelmäßig über das Leben auf dem Lande.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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