Dorfspaziergang: Dunkelsdorf ist gar nicht dunkel
Der Winter und das lange kalte Frühjahr sind vorbei, die Pandemie klingt ab. Es ist also wieder an der Zeit, mehr unterwegs zu sein. Weil hier im Norden aber alles an die Küste stürzt, verlege ich mich mehr aufs Binnenland. Deshalb habe ich begonnen, regelmäßig einen Dorfspaziergang zu unternehmen. Diesmal ging es nach Dunkelsdorf.
Dunkelsdorf ist eine sogenannte Dorfschaft, also ein Dorf als Ortsteil einer Flächengemeinde. Das Dorf und seine rund 320 Einwohner gehörten zu Gemeinde Ahrensbök. Dunkelsdorf liegt ein wenig abseits der Durchgangsstraße und ist deshalb sehr ruhig. Die wenigsten Menschen, die in der Gegend unterwegs sind, finden dorthin.
Ein Gut mit einem Dorf drumherum
Dabei lohnt sich der Weg durchaus. Kern des Dorfes ist das Gut, dessen Herrenhaus nach einem Brand 1979 wieder aufgebaut wurde. Die ganze Geschichte des Herrenhauses ist auf der Seite des Heimatmuseums Ahrensbök nachzulesen.
Brände hielten die Menschen in Dunkelsdorf offenbar immer wieder in Atem. 1921 brannte während eines Gewitters der Pferdestall des Gutes nieder. Der Freiwilligen Feuerwehr Dunkelsdorf gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf weitere Häuser zu verhindern. Das Spritzenhaus von damals steht noch immer im Ort. Angesichts seiner Winzigkeit scheint es ein Wunder, das darin eine so schlagkräftige Feuerwehr ihren Sitz hatte.
Etliche Jahre hat offenbar auch das Schild auf dem Buckel, dass vor der Einfahrt zum Spritzenhaus davon warnt, die Einfahrt zu versperren. Es ist kaum noch lesbar. Aber es fährt ja auch kein Einsatzfahrzeug mehr aus dem Feuerwehrhaus.
Hinten an das Spritzenhaus schließt sich ein parallel zur Straße verlaufender Dortanger mit alten Linden an. Es sieht ganz so aus, als sei die Chaussee früher hier verlaufen. Oberhalb davon liegt das ehemalige Schulgebäude. So wie Dunkelsdorf heute keine eigene Feuerwehr mehr hat, hat das Dorf auch keine eigene Schule mehr. Das Gebäude ist längst in Privathand, darin befindet sich jetzt ein Bed & Breakfast.
Einfamilienhäuser und ihre Schilder
Ein Stückchen vom Anger entfernt liegt der Dorfteich, auf dem bei meinem Spaziergang ein Entenpärchen seine Runden dreht. Jenseits des Gutes stehen vor allem gepflegte Einfamilienhäuser in Dunkelsdorf. Wer nach Details schaut, dem fallen sofort Schilder auf, mit denen die Eigentümer ihre Einfahrten oder Hecken zum Grünstreifen an der Straße versehen haben.
Manches Schild haben die Hauseigentümer offenbar aus purer Verzweiflung angebracht. Auch solche Hinweise sieht man immer wieder. Es scheint noch genug Hundebesitzer zu geben, die man auf solche Selbstverständlichkeiten hinweisen muss. Dieses hier ist immerhin eine recht witzige Variante.
Wie Dunkelsdorf zu seinem Namen kam
Wer bis jetzt immer weiter gelesen hat und darauf wartet, dass die Erklärung für den Namen Dunkelsdorf kommt: Hier ist sie. Das Dorf ist natürlich nicht dunkler als seine Umgebung und hat auch keine dunklen Geheimnisse oder grauenvolle Geschichten aus der Historie zu bieten. Der Name stammt vom Gründer des Ortes, dem Ritter Tidericus Dunker. Daran erinnert eine Tafel im Ort.
So ein Dorfspaziergang ist eine gute Gelegenheit, nach Feierabend noch ein bisschen rauszukommen. Vor allem dann, wenn keine Zeit mehr ist für lange Wanderungen. Es gibt so viel zu entdecken, wenn man zu Fuß durch einen Ort läuft. Sozusagen Promenadologie im Kleinen. Nur eines hat mich ein bisschen gestört: Wer durch so einen kleinen Ort wandert, zumal, wenn das Wetter schön ist, wird von vielen Grundstücken aus beäugt. Wer ist das und was will die Frau mit der Kamera hier? Das nächste Mal hänge ich mir vielleicht ein Schild um: bin auf Dorfspaziergang.