Buchsouvenir: Die heitere Schöpfungsgeschichte von Jean Effel

Es muss nicht immer Text sein, der einen für ein Buch einnimmt. Unter meinen Buchsouvenirs ist ein völlig kaputt geliebtes Buch aus meiner Kindheit, das durch seine Zeichnungen und seinen charmanten Witz besticht: Die „Heitere Schöpfungsgeschichte für fröhliche Erdenbürger“ von Jean Effel.

In den 1960er-Jahren erschienen, ist das Buch in meiner Kindheit irgendwie in meinen Besitz gelangt. Es erzählt in Bildern die Geschichte von der Erschaffung der Erde. Es ist ein pfiffiger Gott, der alles erschafft, was wir heute an Landschaften, Pflanzen und Tieren und natürlich Menschen kennen. Er schafft es nicht allein. Auf dem ersten Bild hat er alle seine Engel um sich versammelt und teilt ihnen mit, dass eine schwere Woche vor ihnen liege. Sie gehen ans Werk. Doch da sabotiert jemand das große Vorhaben.

Der Teufel treibt seinen Schabernack. Er versieht Sterne mit Schwänzen – die Sternschnuppe ist geboren – und näht dem Modell Mensch in Gestalt von Adam heimlich einen Wurmfortsatz an den Blinddarm. Dass sich der Autor und damit auch der Übersetzer nicht auf Bilder allein verlassen, beweist eine Dialog zwischen Teufel und Gott. Als der Schöpfer der Welt das Gehirn in den Schädel des Menschen einsetzt, kommentiert der Teufel: „Aha! Und der Geist kommt also gleich in die Dunkelkammer.“

Spaß an der Arbeit

Kurt Kusenberg hat die deutschen Texte zu den Bildern von Jean Effel verfasst und auch das Vorwort geschrieben. Darin charakterisiert er Effels schöpfenden Gott als einen, der nicht nur einen Heidenspaß an allem hat, was er tut, sondern der auch klug vorausdenkt. So sagt er den Engeln, die die Blätter ans Kleeblatt nähen, dass es kein Malheur sei, wenn einige vier Blätter haben. Der Nachtigall schreibt er eine Partitur, dem Seehund bringt er das Schwimmen bei und dem Esel muss er die Ohren lang ziehen, weil der das ihm zugedacht I-Ah nicht lernt.

Die schwarz-weißen Zeichnungen von Effel machen einfach Spaß, weil sie die Schöpfungsgeschichte auf unnachahmlich humorvolle Weise nacherzählen. Für mich ist das Büchlein der größte Wurf des Zeichners und Karikaturisten, der mit bürgerlichem Namen François Lejeune hieß und von 1908 bis 1982 in Paris lebte. Ich besitze von ihm noch das Büchlein „Der kleine Engel“, das ich aber nie so geliebt habe wie die Schöpfungsgeschichte.

Fleißiger Autor

Effel alias Lejeune war ein fleißiger Mann. Nach der Schöpfungsgeschichte hat er das Thema weitergesponnen, es gibt noch etliche Bände, etwa „Adam und Eva im Paradies“ oder „Die Entdeckung der Liebe durch Adam und Eva“. Sogar als Zeichentrickfilme sind seine gezeichneten Geschichten erschienen.

Ich habe die Schöpfungsgeschichte immer geliebt und liebe sie noch heute. Leider ist der Schutzumschlag im Laufe der Jahre verschwunden. Aber der Engel auf dem Leineneinband, der einem Sternschnuppenkind die Windel anlegt, entschädigt mich dafür.

2 Kommentare

  1. Mein Großvater besaß diese Buch und ein paar weitere von Effell ebenfalls. Meine Brüder und ich haben sie genauso wie Du geliebt. Jetzt sind sie erst einmal zu meiner Mutter gewandert, da sie jeder haben wollte.
    Ich werde sie mir wohl mal antiquarisch besorgen müssen. Es gibt zwar eine Ausgabe auch bei Thalia, aber das ist nicht das selbe.

  2. Liebe Sigrid, ich stelle bei den Buchsouvenirs immer wieder fest, dass meine Lieblingsbücher von früher offenbar auch von vielen anderen geliebt wurden. Wie schön. Es gibt einfach Bücher, die einem ans Herz gewachsen sind.

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