Einkaufen – die moderne Folter

Ich war einkaufen. Nicht shoppen. Einkaufen. Das ist dieses schnöde Einpacken von Waren des täglichen Bedarfs in einen Einkaufswagen. Der Weg vom Supermarkt-Regal zum heimischen Brot- oder Kühlschrank ist lang und steinig. Und für mich jedes Mal eine Qual. Einkaufen ist die Folter für die Frau – und den Mann – von heute.

Das geht schon vor dem Eingang los. Da stehst du mit diesem Chip, der ein Ein-Euro-Stück ersetzen soll, vor der Schlange der Einkaufswagen. Und natürlich, das ist immer so, klemmt das runde Ding im Schlitz fest, der Wagen lässt sich nicht lösen, du ziehst und zerrst, und dann musst du aufgeben, das Ding wieder aus dem Schlitz pulen und dir einen Wagen aus der benachbarten Schlange ziehen. Und ich garantiere dafür: der eiert. Ihn durch die Regale zu schieben ist alles andere als ein Vergnügen. Einkaufswagen eiern immer.

Dann rein in den Laden. Bei Aldi ist es noch ganz leicht, da steht alles da, wo es stehen soll, es sein denn, der Shop ist gerade modernisiert worden. Aber auch dort hat sich mir nie erschlossen, warum das Salz nicht beim Zucker steht. Zucker und Salz, das gehört doch zusammen, oder? Aber gut, die Supermarkt-Einräumer sehen das vielleicht ganz anders.

Aldi ist für Anfänger. Fortgeschrittene suchen sich einen Sky-Markt, einen Famila oder einen Edeka-Markt aus. Da lieben sie laut Werbung Lebensmittel, aber nicht immer den Kunden, der sich einen Wolf sucht. Schönes Beispiel, diesmal aus einem Sky-Markt: Speiseeis. Nicht die einzelnen Portionen, sondern diese Packungen mit sechs Nogger drin oder sechs Domino oder so. Wo, verdammt noch mal, liegt das Zeug. Als fortgeschrittener Einkäufer weißt du, dass es zwei Sorten von Tiefkühltruhen gibt: eine hinten mit allerlei Tiefkühlzeugs von Pizza bis zu eingefrorenen Torten, eine vorne mit den Eis-Einzelportionen. Aber wo zum Teufel sind die Mehr-Eis-Packungen? Vorgelaufen, zurückgelaufen, an tief gefrorenen Hähnchen, Pommes und Brezeln vorbei, den Blattspinat links liegen gelassen, die Fischfilets rechts umrundet. Keine Eispackungen. Da, ein Verkäufer, der tiefsinnig in ein Regal schaut, in das er gerade etwas einräumt. „Entschuldigung, wo finde ich bitte Eispackungen?“ Der Mann schaut auf, mich mit großen Augen an und zeigt wortlos auf den Tiefkühlschrank an der Wand neben ihm. Ah ja. Ein stummer Mitarbeiter also. Aber das Eis, das ist da. Merke: Es gibt nicht zwei, sondern drei Sorten Tiefkühl-Magazine im Supermarkt: eines hinten, eines vorne und eines an der Wand. Wieder was gelernt für’s Leben.

Aber es geht noch schlimmer. Ich suche Couscous. Es soll sommerlichen Couscous-Salat mit Minze, Rosinen und Tomaten geben. Aber wo ist der Couscous? So ein gut sortierter Supermarkt hat heutzutage eine Feinkost-Abteilung. Da steht er: Couscous mit getrockneten Tomaten. Ich will aber Couscous ohne Tomaten. Pur. Keiner da. Was nun? Nehme ich halt Bulgur, das ist so etwas ähnliches. Eingepackt, den Einkaufswagen weitergeschoben. Drei Regale weiter die Bio-Abteilung. Juchhu, da gibt es Bio-Couscous, ohne Tomaten, einfach so, pur. Warum steht der nun nicht beim anderen Couscous? Oder anders gefragt: Woher soll ich bitteschön wissen, dass Couscous an zwei verschiedenen Stellen im Regal steht? Aber ich sagte ja schon, einkaufen im Supermarkt ist etwas für Fortgeschrittene.

So geht die Sucherei immer, immer weiter. Bis der härteste Teil des Einkaufs kommt: das Bezahlen. Ich hasse es. Nicht, dass ich mein Geld hergeben muss. Das natürlich auch. Aber das ganze Procedere ist anstrengend und nervig. Erst einmal wird der Kunde zwischen Abtrennungen hindurch bis zum Kassenband geleitet wie die Schweine im Schlachthof auf dem Weg in den Tod. Dann musst du das mühsam Zusammengesuchte wieder aus dem Wagen aus- und auf das Band packen. Immer über den höchsten Teil des Einkaufswagens hinweg, denn daneben stehen geht nicht in der engen Absperrung. Alles auspacken, um es hinterher wieder einzupacken, anschließend am Auto wieder auszupacken und in Taschen und Körbe einzupacken und zu Hause wieder auszupacken. Wenn ich alles zusammen zähle, habe ich den Couscous oder was auch sonst insgesamt fünf Mal hin- und herbewegt, bis er endlich zu Hause im Vorratsschrank steht.

Und das stelle dir mal für alles vor, was bei einem größeren Einkauf so in den Einkaufswagen wandert. Ich zähle mal zusammen (der Einfachheit halber nur je ein Stück): Kaffee, Milch, Brot, Butter, Käse, Aufschnitt, Marmelade, drei verschiedene Sorten Gemüse, zwei Mal Fleisch, ein Mal Fisch, Quark, Joghurt, Senf, Salz, Zucker. Das wäre so ein grob überschlagener Einkaufszettel. Macht 90 Mal ein- und auspacken. Da das alles nur knapp gerechnet ist, wird es in Wirklichkeit viel mehr sein.

Da sage noch einer, Einkaufen sei keine Qual. Da kann ich nur auf das Internet der Dinge warten: Den Vorrats- und Kühlschrank, der selbstständig einkauft. Schwupps, sind die Vorräte wieder aufgefüllt und ich lege inzwischen die Beine hoch. Ein Traum!

3 Kommentare

  1. Ach ich denke Einkaufen ist eine Sache der Herrangehensweise, ich bin immer sehr entspannt beim einkaufen. Ich denke mir einfach wenn ein wagen klemmt dann bin ich halt noch langsamer unterwegs weil ich keine lust hab immer so doll gegenzusteuern.
    Letztendlich brauche ich zwar lange für meinen Einkauf bin jedoch die Ruhe in Person und vergesse eig. nie etwas zu kaufen.

  2. Du sprichst mir aus der Seele. Vor allem: Dann gewöhnt man sich bei Rewe, Edeka und Co. daran, wo alles steht und dann räumen die um! Warum sollte das Mehl oder die Milch da bleiben wo sie vorher war? Jetzt geht der Käufer ja wieder auf die Suche und die Chancen eines Spontaneinkaufs sind dann größer. Nicht mit mir!
    Richtig geil ist bei Aldi auch immer die Kasse. Der Kunde vor Dir, ein alter Opa, kommt nicht hinterher beim Einpacken. Aldi ist ja bekannt dafür, dass die die Ware nur so über den Scanner jagen. Das Beste aber: Dann bist Du an der Reihe, der Opa ist aber noch am einpacken. Das stört den Aldi-Kassierer nicht. Der zieht fleißig deine Sachen aufs Band, sodass Du dann nur noch eins machen kannst wenn Du deinen Einkaufswagen anstelle des Opas endlich schieben kannst: Mit einem Rutsch alles in den Einkaufswagen einsacken. Geht natürlich nur, wenn keine Eier mit oder Schlagsahne mit dabei ist…

    Aldi ist für mich die stressigste Kasse überhaupt. Aber schon klar… da sitzt mit der Preis. Lidl ist da aber bspw. humaner und preislich tun die sich bei den Lebensmittel des täglichen Bedarfs nichts.

    1. Hallo Christopher,
      da bin ich ja froh, dass es anderen Leuten genauso geht wie mir. Das beweist, dass uns die Supermärkte das Einkaufen wirklich nicht leicht machen und dass es nicht an meiner Überempfindlichkeit liegt. Was mich übrigens auch sehr stört sind die sehr kurzen Ablageflächen nach der Kasse bei Aldi oder Penny. Dann passiert genau das, was Du so schön beschreibst.
      LG, Susanne

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