
Unter Tage: Das Bergwerksmuseum in Zellerfeld
Ich war als Kind mal im Bergwerksmuseum von Clausthal-Zellerfeld. Zeit, sich das noch einmal anzugucken. Es lohnt sich.
Das Oberharzer Bergwerksmuseum trägt stolz den Titel, ältestes Bergbaumuseum in Deutschland zu sein. 1892 gegründet, bietet es nach eigenen Angaben „spannende Einblicke in Technik und Kulturgeschichte des Oberharzes“. Ich erinnere mich vor allem daran, dass es neben dem eigentlichen Museum ein Schaubergwerk gibt, bei dem die Besucher sozusagen unter Tage gehen.
Bergwerksmuseum erinnert an eine lange Industriegeschichte
Vom Mittelalter bis 1930 förderten die Bergleute im Harz Eisen, Silber, Kupfer, Zink und Blei. Aus dem Silber wurden noch vor Ort Münzen geprägt, die Zellerfelder Münze liegt nur wenige Schritte vom Bergwerksmuseum entfernt. Bei der Führung, die ich miterlebte, erzählte Museumsführer Jo Afschrift viel Wissenswertes über die Geschichte des Bergbaus, aber auch über den harten Arbeitsalltag der Bergleute. Seine Führung begann er mit der Frage, was ein Bergwerk ist. Seine Antwort: „Ein Bergwerk ist ein Loch in der Erde.“ Aber natürlich ist ein Bergwerk viel, viel mehr. Das alles erläuterte Afschrift bei der spannenden Führung.
Er kam gleich zum größten Problem beim Bergbau: Wie das Wasser aus den Schächten heraushalten. Das macht das sogenannte Oberharzer Wasserregal oder die ebenfalls sogenannte Oberharzer Wasserwirtschaft möglich, ein kompliziertes System aus Teichen und Gräben. Seit 2010 ist die Harzer Wasserkunst Weltkulturerbe.
Langer Weg zum Arbeitsplatz unter Tage
Dass Bergbau viel mehr ist, erfuhren die Besucher beim anschließenden Rundgang. Im Gebäude mit der Aufschrift Prinzeß Augusta Caroliner Schacht ging es erst einmal hinauf. Dorthin, wo die historische Bergwerkstechnik aufgebaut ist. Zum Erstaunen der Zuhörer berichtete Afschrift, dass es bis zu zweieinhalb Stunden auf der Leiter dauerte, bis die Bergleute ihren Arbeitsplatz tief unter der Erde erreicht hatten. Nach Feierabend ging es die Leitern wieder hinauf. Was war die Erfindung der Fahrkunst da für eine Erleichterung! Sie verkürzte die Wegezeit auf 30 bis 40 Minuten. Wie es funktioniert, zeigt ein Video.
In der Führung geht es aber um mehr als um Technik. Afschrift schlug den Bogen von dort über den Raubbau, der in den Wäldern des Harzes angerichtet wurde, um genug Holz für den Bergbau zu gewinnen, bis zum Glauben. Denn das Schaubergwerk verfügt sogar über eine historische Betstube.
Dann geht es hinab unter Tage. Ohne Fahrkunst und Leitern, denn natürlich ist das Schaubergwerk keine echtes Bergwerk und fast auf Tageslichthöhe angelegt. Der Nachbau eines original Oberharzer Bergwerkstollens hat mich schon vor Jahrzehnten bei meinem ersten Besuch im Bergwerksmuseum fasziniert. So war es diesmal wieder.
Es geht durch enge und zum Teil niedrige Stollen hinein in den Berg. Dort sind Bergwerksfiguren aufgebaut, die zeigen, wie die Arbeit ablief und was die Bergleute an Arbeitskleidung trugen. Das ist offenbar in allen Schaubergwerken so, ich habe solche Figuren bereits in den Saalfelder Feengrotten gesehen. Die Besucher in Clasthal-Zellerfeld sehen außerdem, wie die Stollen abgesichert wurden und wo für so viel Holz gebraucht wurde.
Nach der Führung haben die Gäste die Gelegenheit, auf eigene Faust, weitere Gebäude im Bergwerksmuseum zu erkunden. Dazu gehört unter anderem der Pferdegaipel. Nicht alles ließ sich über Wasserkraft regeln, und so mussten Pferde über eine Welle die schweren Erzkörbe nach oben ziehen. Im Bergwerksmuseum steht der letzte noch erhaltene Pferdegaipel neben anderen, hier wieder aufgebauten Original-Gebäuden.
Holzmodell zeigen die alte Bergwerkstechnik
Wie er und andere technische Einrichtungen funktionierten, können Besucher im Obergeschoss des Museums besichtigen. Dort stehen Holzmodelle der Bergwerkstechnik. Es sind historische Technikmodelle, an denen künftigen Bergleute gelernt haben.
29 Ausstellungsräume, das Schaubergwerk und das Freigelände mit originalen und dort wieder aufgebauten Gebäuden geben einen guten Überblick über den Harzer Bergbau. Meine Erinnerung hat mich nicht getrogen: Es ist ein spannendes Museum.


Ein Kommentar
redaktion42
2022 wurde das Bergwerk im Deutschen Museum geschlossen und damit auch eine Erinnerung an meine Jugend. Als Oberbayern sind mir Bergwerke nicht fremd, aber natürlich nicht solche Dinger wie im Ruhrpott. Hier meine Erinnerung an mein Bergwerk: https://redaktion42.com/2022/06/15/bergwerk-im-deutschen-museum-munchen-ein-abschied/