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Pferde gucken, Jacken gucken – die Welt der Reitturniere

Heute war ich nach langer Zeit mal wieder auf einem Reitturnier. Pferde gucken, Reiter gucken, Jacken gucken – die Dreieinigkeit solcher Veranstaltungen. Wobei Jacken gucken nur ein Pars-pro-toto-Ausdruck ist und für Ausrüstung jeglicher Art steht. Und das alleine ist im Pferdesport, wie übrigens auch bei Anglern, Jägern und Hundefreunden, ein besonders weites Feld. Aber im Mittelpunkt standen natürlich die Pferde und der Reitsport.

Mittelpunkt jedes Reitturniers sind die großen Springen, hier der Klasse S.
Mittelpunkt jedes Reitturniers sind die großen Springen, hier der Klasse S.


Reiter und Reitsportfreunde wissen: Der große Platz im Mittelpunkt der Turnieranlage ist den Springprüfungen vorbehalten. Die Dressurreiter müssen sich meistens, so auch heute beim Landesturnier in Bad Segeberg, mit einem Viereck am Rande begnügen. Das Springen ist halt populärer, spektakulärer, zieht mehr Zuschauer an und braucht als Sportart per se mehr Platz. Geboten wurde heute großer Springsport, schön anzusehen und spannend. Beim Reiten ist es wie beim Fußball: Man sieht im Fernsehen zwar mehr, aber die Atmosphäre vor Ort ist einfach anders, direkter, schöner.

Das liegt am ganzen Drumherum. Dem Geruch nach Bratwurst und Pommes und Pferdeäpfeln, den vielen Buden, Ständen, flatternden Flaggen und Fahnen, den lauten Ansagen und den Fanfaren für die Siegerehrungen. Ich bin immer erstaunt, wie stoisch die Pferde diesen Wirbel über sich ergehen lassen, der sie von Natur aus zu Tode erschrecken müsste. Immerhin, das eine oder andere Tiere war doch sichtlich nervös und machte seinem Reiter bei der Ehrenrunde ein paar Probleme.

Ehrenrunde mit kleinem Hüpfer. Nicht jedes Pferd hat starke Nerven.
Ehrenrunde mit kleinem Hüpfer. Nicht jedes Pferd hat starke Nerven.

Pferde gucken und Reiter gucken an sich ist schon interessant genug. Interessant ist aber auch, die Stände rund um den Turnierplatz zu studieren. Das Angebot ist riesig. Wer mag, kann sich Kettenanhänger in Pferdeform anfertigen lassen oder gleich fertig kaufen, sein Pferd zeichnen lassen, handgerollte Leckerlis in vielen Geschmacksrichtungen erstehen oder sich komplett neu einkleiden und auch dem Pferd eine neue Garderobe samt Gamaschen, Glocken – sogar mit Glitzersternchen drauf – und Satteldecke gönnen. Der Phantasie und dem Geldbeutel sind keine Grenzen gesetzt. Besonders fasziniert hat mich ein Luxus-Pferdetransporter, der dort aufgefahren worden war. Er bietet neben allem anderen Platz für vier Pferde, die quer zur Fahrtrichtung stehen. Ein Gefährt, für das ein Lkw-Führerschein zwingend erforderlich ist.

Zubehör und Ausstattung gucken gehört beim Turnier einfach dazu.
Zubehör und Ausstattung gucken gehört beim Turnier einfach dazu.

Dieser besondere Mix aus Sport, schönen Tieren und dem ganzen Drumherum macht Reitturniere für mich so interessant. Und wer das jetzt nicht nachvollziehen kann, weil er keine Beziehung zu Pferden hat, der gehe nur mal auf eine Hundemesse. Dort ist die Affenliebe zum Tier noch viel sichtbarer – in Gestalt von mit Svarovski-Kristallen verzierten Fressnäpfen und bestickten Kuschelkissen für den Köter.

Und nun sage niemand, früher sei alles besser gewesen. Schon als meine Mutter und mein heute 85-jähriger Onkel noch Turniere ritten, damals, in den 1950er-Jahren, gab es schon das Drumherum bei den Turnieren – einschließlich Turnierfotografen, die natürlich auch heute wieder dabei waren. Ein Grund, warum ich die Kamera heute nur sehr zögerlich und etwas versteckt benutzt habe.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

2 Kommentare

  • Bernd

    Der Reitsport ist auch ein Fall für sich ;) Meine Frau ist auch ein großer Fan und hin und wieder begleite ich sie auf Turniere. Nach all den Jahren habe ich dem Sport aber noch nicht sehr viel abgewinnen können und ich beschränke mich auf Fotos. Ich mache die Fotos und meine Frau nutzt sie dann später…

  • Alexandra

    Einmal pferdeinfiziert – kommt man davon nicht mehr von los ;) Ich gehöre auch zu der Sorte und werde hin und wieder von meinem Mann belächelt…

    Aber zu den Turnieren kommt er auch immer mit, da es für Ihn auch immer viel zu gucken und zu stöbern gibt!

    In unserem Blog schreiben wir auch immer wieder von den größeren Turnieren und Veranstaltungen rund um den Pferdesport – http://www.pferdo24.de

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