Milchkanne und Pumpe im Tante-Emma-Laden
Ich bin so alt, ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als Milch nicht aus dem Tetrapak kam. Bei einem Besuch in meiner Heimatstadt bin ich gerade auf ein Foto unseres alten Tante-Emma-Ladens gestoßen und habe mich daran erinnert, wie wir früher Milch geholt haben: mit einer Milchkanne.
Der Witz mit dem Geld, das unten in der Milchkanne liegt und vor dem Einpumpen der Milch nicht herausgenommen wird, erinnern sich wahrscheinlich auch nur die, die sich noch an die alten Milchpumpen im Geschäft erinnern. Unser Tante-Emma-Laden auf dem Salzberg – so heißt die Gegend noch heute – hatte genau so eine Pumpe. Das Wort Milchpumpe ist sicher falsch dafür, damit ist etwas ganz anderes gemeint.
Einmal ziehen für einen halben Liter Milch
Die Pumpe im Tante-Emma-Laden war ein Gerät auf dem Ladentisch mit einem langen Griff daran. Wenn der Händler daran zog, floss ein halber Liter Milch in die Kanne. Die haushaltsübliche Milchkanne fasste einen Liter, sodass der Mann zweimal am Hebel ziehen musste, um die Kanne zu füllen. Wir Kinder fanden das sehr faszinierend und haben uns deshalb darum gerissen, Milch zu holen.
Wie die Pumpe in etwa aussah, zeigt ein Foto vom Heimatmuseum des Kirchspiels Lunden. Viele Fotos habe ich davon nicht gefunden. Aber es gibt ein Foto des Tante-Emma-Ladens. Der Heimatverein meiner Heimatstadt hat es auf einen Stromkasten geklebt, der direkt vor dem ehemaligen Ladengeschäft steht. Darauf ist auch zu erkennen, dass der Laden noch bis 1982 existierte. Da war ich schon lange weggezogen. Ob die Milchpumpe bis zum Ende überlegte, weiß ich daher nicht.
Das Haus, in dem sich der Laden befand, existiert noch. Es ist ein typisches Einfamilienhaus aus der Gegend. Die Schaufenster sind längst verschwunden, an ihre Stelle sind zwei ganz normale Fenster getreten.
Zu Fuß mit der Milchkanne zum Einkaufen
Nur noch das Foto erinnert daran, dass das über fast 20 Jahre ein wichtiger Anlaufpunkt für die Umgebung war und genau das, was heute so hochtrabend Nahversorger heißt. Dabei war der Laden seinen Kunden viel näher, als es heute jeder Supermarkt ist. Wir konnten unsere Milch noch zu Fuß holen. Wer kann das heutzutage noch?