Bauhaus gucken, Teil 1 – Dessau

Ich habe meine kleine Reise auch unternommen, um mir mal die Original-Bauhausstätten anzusehen. Erste Station war Dessau, wo das wohl berühmteste Bauhaus-Gebäude steht. Und nur ein paar Gehminuten entfernt liegen die Meisterhäuser.

Das Dessauer Bauhaus liegt, hätte ich mir ja denken können, an der Gropiusallee. War doch Walter Gropius derjenige, der den genialen und bahnbrechenden Bau entworfen hat, der heute als das Bauhaus-Haus schlechthin gilt. Und doch wäre ich bei meiner Ankunft beinahe daran vorbeigefahren, weil die Schmalseite des bekannten Hauptteils mit der vorgehängten Glasfassade gerade eingerüstet ist. Immerhin trägt die Plane ums Gerüst die bekannte Aufschrift „Bauhaus“.

Rechts von der Gropiusallee zweigt die Bauhausstraße ab, die zwischen den Kuben und unter dem Zwischentrakt des Bauhauses entlang führt und nur für Fußgänger und Radfahrer offen ist. Einen Bauhaus-Parkplatz gibt es nicht, aber in den Seitenstraßen ist immer etwas frei, es gibt kein Anwohnerparkrecht und keine Parkscheinautomaten.

Überhaupt ist Dessau was das Parken angeht so entspannt, wie es vermutlich sonst in kaum einer so großen Stadt ist. Fast keine gebührenpflichtigen Plätze und selbst in unmittelbarer Nähe der Innenstadt ist immer irgendwo einer frei. Außerdem ist es in der zu 80 Prozent im Zweiten Weltkrieg entfernten Stadt nicht nur tischeben, sondern es gibt auch extrem breite Fußwege und Fahrradwege.

Viele verschiedene Bauhaus-Ansichten

Aber zurück zum Bauhaus. Erstmal habe ich das gesamte Ensemble umrundet. Und fotografiert, fotografiert, fotografiert. Beim Bearbeiten habe ich etliche die Fotos kräftig entsättigt, sodass sie beinahe wie Schwarz-weiß-Aufnahmen erscheinen. Das ist normalerweise ganz und gar nicht mein Stil, aber im Kontext des Bauhauses passt es einfach.

Bauhaus Dessau
Blick aus dem Werkstattgebäude auf Zwischentrakt (rechts) und Kunstgewerbe- und Handwerkerschule.

Die Architektur ist einfach faszinierend. Immer wieder tun sich neue Ein- und Ausblicke auf. Was mir vorher gar nicht so präsent war, sind die ungewöhnlichen Fenster, deren Flügel sich vertikal drehen lassen. Da es bei meinem Besuch sehr heiß war, waren fast alle geöffnet. Sonst wäre mir die besondere Form gar nicht aufgefallen.

Faszinierende Fenster und Treppen

Ebenso faszinierend sind die Treppenaufgänge, die wohl jeder schon einmal auf Fotos gesehen hat und der Oskar Schlemmer mit seinem Gemälde „Bauhaustreppe“ ein Denkmal gesetzt hat. Es gibt mehrere davon in den Bauhaus-Gebäuden, mal in der blauen, mal in der roten Variante.

Bauhaus-Treppenhaus in der blauen Variante.
Die blaue Variante einer Bauhaus-Treppe.

Bauhaus Dessau
Die rote Variante.

Von den Werken der Bauhäusler ist im Bauhaus in Dessau kaum etwas zu sehen, nur wenige sind dort ausgestellt. Dafür gibt es Fotos, Texte und Videos. Insgesamt ist der gesamte Baukörper das Ziel der Besichtigung an sich. Wer um die einzelnen Gebäudeteile herumgeht, entdeckt immer wieder bekannte Ansichten, etwa die Balkone am Ateliergebäude. Sie waren schon zu Zeiten der Bauhaus-Studenten ein beliebtes Fotomotiv.

Bauhaus Dessau
Die Balkone am Atelierhaus.

Alte Meisterhäuser und ein Neubau

Nur wenige Minuten vom Bauhaus entfernt liegen die Meisterhäuser in einem Wäldchen. Eines davon ist gar kein Original-Meisterhaus. Die Häuser von Walter Gropius und László Moholy-Nagy waren einem Bombenangriff zum Opfer gefallen. Das Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez (BFM) aus Berlin entwarf für die so entstandene Lücke einen Neubau, der 2014 vollendet wurde und Elemente der ursprünglichen Meisterhäuser aufgreift, ohne sie zu kopieren. Im Inneren ist das Gebäude sehr streng gehalten.

Bauhaus Dessau
Das Innere des Meisterhaus-Neubaus mit Galerie im Obergeschoss.

Daran schließen sich die Original-Meisterhäuser an, die im Sinne des neuen Wohnens gestaltet sind und einen Einblick in die Vorstellungen ihres Erbauers Walter Gropius geben, innen wie außen. Mir haben die farbig gestalteten Räume gefallen, vor allem aber die großen Ateliers jedes Meisterhauses im Obergeschoss mit bodentiefen Fenstern.

Bauhaus Dessau
Treppe in einem der Meisterhäuser. Deutlich ist die Bauhaus-Handschrift zu erkennen.

Abends bin ich dann noch einmal zum Bauhaus gezogen, ist wollte es in der Blauen Stunde fotografieren und hatte die Hoffnung, dass die Glasfassade von innen beleuchtet sein würde. Aber nichts da. Lediglich im Bistro im Erdgeschoss brannte noch Licht. Schade. Immerhin hat sich das Ateliergebäude in der untergehenden Sonne noch einmal besonders schön gezeigt.

Bauhaus Dessau
Der Werkstattflügel am Abend.
Bauhaus Dessau
Das Ateliergebäude im Licht der untergehenden Sonne.

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