erlebt,  Pyrocontra

Haarschnitt mit Dreingaben

Schnipp-schnapp, Haare ab. Wenn es so einfach wäre. Ein Friseurbesuch hat seine Tücken. Eine Glosse.

Irgendwann steht er dringend an, der nächste Friseurbesuch. Dann nervt der Pony, der zu weit ins Gesicht fällt. Die Frisur sitzt nicht mehr richtig, im Nacken kringeln sich die Haare.

Ich trage seit Jahren eine praktische Kurzhaarfrisur und lasse meine Haare grundsätzlich trocken schneiden. Keine Zeit, keine Lust, lange im Friseurstuhl zu sitzen. Hingehen, schnippeln lassen, bezahlen, wieder raus – so sieht ein idealer Friseurbesuch aus. Meine Hausfriseurin weiß das und akzeptiert es.

Aber in Ruhe lassen kann sie mich nicht. Ich sitze noch nicht ganz, da kommt sie so sicher wie das Amen in der Kirche, die Friseur-Frage schlechthin: „Schon Urlaub gehabt?“ Oder, je nach Jahreszeit: „Geht’s bald in den Urlaub?“ Das ist offenbar die Phrase, die im Handbuch Friseur-Konversation an erster Stelle steht. Mir ist bis heute ein Rätsel, warum beim Friseur überhaupt geredet werden muss. Ich sitze lieber schweigend da und will auch nicht mit Fragen zum Urlaub behelligt werden. Schweigende Friseurinnen sind aber offenbar eine echte Rarität.

Ja, ich habe gerade Urlaub, und nein, ich verreise nicht, und ja, es war mal wieder höchste Zeit für einen Friseurbesuch. Diesmal verschlug es mich in einen anderen Salon, weil ich in einer anderen Stadt eine Stunde Zeit zu überbrücken hatte. Und da war sie wieder, die Friseurin Typ 2. Sie kam zwar nicht mit der Urlaubsfrage. Aber sie war eine von denen, die mir am liebsten das ganze Arsenal an Wässerchen und Wachs und Spray auf den Kopf geklatscht hätte, das der Salon zu bieten hat.

Es ging schon los mit der Frage, ob ich denn Haarwachs benutze. Nein, ich liebe mein Haar so, wie es ist, schmiere nichts hinein. Dann kam die Dame mit dem Hinweis, sie könne die Haare nass korrekter schneiden als trocken, empfehle deshalb eine Wäsche, koste auch nur drei Euro mehr. Na gut, dann eben waschen. Danach hat sie mir einen – zugegeben sehr guten – Schnitt verpasst. Um mich dann zu fragen, ob sie denn ein bisschen Wachs . . ? Ich gab mich geschlagen. Ja gut, gerne. Also knete und zupfte sie ausgiebig mit wächsernen Händen auf meinem Kopf herum. Gehalten hat diese Pracht nicht lange. Nur vom Salon bis nach Hause. Raus damit, aber sofort.

Einen Satz will ich noch Typ 3 der Friseurinnen widmen: Das sind die, die eher etwas dran- als abschneiden. Damit die Kundin recht bald wiederkommt. Da muss um jeden Millimeter, den das Haar kürzer soll, gerungen werden.

Liebe Friseurinnen, bitte schneidet mir schweigend die Haare so viel kürzer, wie ich es möchte, und drängt mir nicht irgendwelches Zeug und Urlaubsfragen auf, das ich nicht mag. Ich will nur eines: Schnipp-schnapp, Haare ab.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

2 Kommentare

  • Keinfischkopp

    Herrlich, Sie sprechen mir aus der Seele.
    Möchte nur noch kurz anmerken, dass ich einmal eine Friseurin darauf angesprochen habe und sie mir erzählte, dass Friseure tatsächlich in der Berufsschule das Fach „Kommunikation“ haben. Das erklärt einiges :)

    • Pyrolim

      Liebe Keinfischkopp,
      wenn Sie die selben Erfahrungen gemacht haben, beweist mir das, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege. Schön. Ich kann mir gut vorstellen, dass Friseure tatsächlich Kommunikations- und Verkaufstraining machen.
      Gruß, Susanne

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