Pyrocontra,  sinniert

Dorfjubiläum: Zeitreise zu Steak, Bier und Handy

Es gibt wohl kein Dorf, das nicht irgendwann in den vergangenen Jahren bis Jahrzehnten Jubiläum gefeiert hätte. Landauf, landab wird immer mal wieder Dorfjubiläum gefeiert. Kein Wunder, wurde früher doch mit Dörfern geschachert. Und niemand hat sich vorstellen können, was das mehrere hundert Jahre später auslöst.

Wenn Waldemar, Albrecht, Gottschalk und Heinrich der Ruhmreiche gewusst hätten, was sie da anrichten! Im 12. und 13. Jahrhundert haben diese Könige und Herzöge mit Dörfern jongliert wie heutzutage Jungs mit Fußballer-Bildchen. Verkauft, verschenkt, getauscht wurden die Weiler samt allem, was darin lebte. Und weil schon damals alles seine Ordnung haben musste, wurde das Geschacher urkundlich festgehalten, was nun schon seit Jahren hierzulande allerlei Dorffeste auslöst. Ob 700, 750 oder gar 850 Jahre vergangen sind, Dorfjubiläen werden gern und ausgiebig gefeiert und die Jubiläen mit Gedenksteinen für die Nachwelt dokumentiert.

Feiern wie anno 1272

Wie wär‘s, mal die Auslöser der Feste mit einzuladen? Manches dürfte Waldemar, Albrecht, Gottschalk und Heinrich bei dieser Zeitreise zu einem Dorfjubiläum von heute ziemlich bekannt vorkommen. Schon im Mittelalter wurden Feste mit Schweinefleisch, heute etwas schicker Nackensteak genannt, und Bier gefeiert. Nur der Kaffee dürfte den Herren unbekannt sein. Aber eine Band spielte auch im Mittelalter schon zu Festen auf, wenn auch der Sound ein anderer war.

Staunen über die Hüpfburg

Trotzdem würden Waldemar, Albrecht, Gottschalk und Heinrich aus dem Staunen nicht herauskommen. Über die komischen Blechkisten am Straßenrand, über die ebenso komischen kleinen Kästchen, auf die die Leute dauernd gucken und auf denen sie mit den Fingern herumtippen und -wischen, über die noch komischeren qualmenden Stäbchen, die sich manche Leute in den Mund stecken, und über die extrem komische Miniburg aus Gummi, auf der die Kinder herumhüpfen. Vielleicht würden sich Waldemar, Albrecht, Gottschalk und Heinrich noch nachträglich die Haare raufen, dass sie mit ihrem Geschachere damals so einen Zirkus ausgelöst haben. Aber dafür ist es nun zu spät.

Wer nicht glaubt, wie damals Dörfer entstanden beziehungsweise hin und her geschoben wurden, der muss nur mal einen Spaziergang etwa durch Pronstorf oder Dunkelsdorf unternehmen.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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