Den Executive Coach übersetzen

Wir Journalisten sind (auch) Übersetzer: Wir sollen und wollen unverständliche Wörter, vertrackte Formulierungen und verquastes Marketing-Sprech in normalen Sprache übersetzen. Verständlich für jedermann. Aber das ist manchmal gar nicht so einfach. Etwa bei der unschönen Formulierung Career, Business und Executive Coach.

Das ist die Bezeichnungen für eine einzige Funktion, in diesem Fall die Berufsbezeichnung für einen einzigen Menschen. Vier Wörter und ein „und“ dazwischen, das ganze verbunden durch Deppen-Leerzeichen. So etwas lässt sich nicht einfach in die Zeitung schreiben, weil es etliche Leser nicht verstehen. Aber wie lässt es sich übersetzen? Auf den ersten Blick hat diese Funktion etwas mit Karriere zu tun, mit Wirtschaft und mit Ausbildung. Der Träger dieses tollen Titels sollte sein Wissen zu einem bestimmten Termin an eine Gruppe von Menschen vermitteln.

Meine Idee war, die fünf Wörter durch eines zu ersetzen: Trainer. Aber das führt auf die falsche Fährte, bei Trainer denken viele zunächst an Sport, obwohl es auch Kommunikationstrainer und ähnliches gibt. Referent ist hier ebenfalls falsch, denn da steht niemand, der über etwas referiert. Es geht vielmehr darum, Teilnehmern eines Workshops etwas zu vermitteln und es sie auch üben zu lassen. Wobei Workshop auch so ein Wort ist, das übersetzt werden muss. Wie wäre es mit Kursus oder Seminar?

Aber was machen wir jetzt mit dem Career, Business und Executive Coach? Der Vorschlag, stattdessen Übungsleiter oder Betreuer zu schreiben, führt ebenfalls in die Irre. Auch Übungsleiter klingt nach Sport, Betreuer eher nach Jugendlichen oder Kindern.

Ich habe mich schließlich dafür entschieden, gar kein Substantiv zu verwenden. Anstelle dessen habe ich geschrieben, dass Karl Napf (mein Pseudonym für alle, die nicht namentlich genannt werden sollen) das Seminar leitet. Ein aktives Verb ist sprachlich allemal besser als ein Substantiv.

Das Beispiel zeigt für mich, wie schwer es mitunter sein kann, Marketing- oder Business-Sprech zu übersetzen. Dieses Imponierdeutsch breitet sich überall aus und verquirlt englische Begriffe miteinander, deren deutsche Entsprechung sich manchmal nicht leicht finden lässt. Aber die Mühe ist es wert, nicht nur für die Leser, sondern auch, um dem Wuchern dieser Sprache Grenzen zu setzen.

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