Texte wie Musik erklingen lassen
Wie kommt mein Chor in die Zeitung?
Binnenwahrnehmung ist nicht gleich Außenwahrnehmung. Niemand weiß das besser, als (Laien)Chöre und Musikrezensenten. Da übt ein Chor monatelang, um ein großes Werk auf die Bühne zu bringen. Ein besonderer Moment für alle Sänger, den sie gern auch öffentlich gewürdigt wissen wollen. Aber wer liest Konzertberichte? Nur die, die mitgesungen oder -musiziert haben und die, die im Publikum saßen. Sollten Zeitungen deshalb keine Berichte von Laienkonzerten mehr bringen?
Oder müssen sie es anders machen? Mehr Musik in den Text legen, so dass er auch für Nicht-Konzertbesucher interessant ist? Und wie kann der Chor erreichen, dass er überhaupt in die Zeitung kommt?
Unter dem Titel „Wie bringe ich meinen Chor in die Zeitung? Pressearbeit für Musikvereine“ hat Tonio Keller, Journalist und Chorleiter, ein Referat und einen Leitfaden für Chöre herausgegeben. Er hat ihn mir als Gastartikel zur Verfügung gestellt
Darin spricht er auch an, ob und wenn ja wie schlechte Leistungen von Laienchören benannt werden dürfen. Ein Thema, das ich aus leidiger Erfahrung kenne.
Vier Kategorien von Chor-Kritik und Chören
Kinderchöre:
Sie sind rückhaltlos zu loben, Kritik ist hier ganz und gar nicht angebracht, verbietet sich von selbst. Dass die Kleinen überhaupt singen, ist an sich schon eine Leistung und rückhaltlos zu begrüßen.
Laienchöre:
Das sind die, die sich auch tatsächlich als Laien verstehen. Auch ihnen gebührt Anerkennung für ihre Leistung, auch wenn es hier und da mal klappert oder die Töne nicht stimmen. Wenn Kritik, dann durch das Weglassen von Lob.
Laienchöre mit überzogenem Anspruch:
Das sind die, die einen professionellen Anspruch vor sich hertragen, ihn aber nicht erfüllen. Hier ist Kritik durchaus erlaubt, sollte aber fein ziseliert formuliert werden, lieber zwischen als in den Zeilen. Sonst ist bodenloses Beleidigtsein bis hin zu persönlichen Beschimpfungen des Autors das unschöne Ergebnis. Wer sich dem nicht aussetzen möchte, beschränke sich in der Berichterstattung lieber darauf, zu vermerken, dass die Sängerinnen hübsche Tücher um den Hals trugen oder der Chor den Kirchenraum mit Musik gefüllt habe. Dann dürfte allerdings das Interesse der Leser an diesen Texten nicht allzugroß sein.
Laienchöre mit Anspruch:
Dann gibt es noch Chöre aus Laiensängern, die nicht nur gut sein wollen, sondern auch wirklich gut sind und sich Kritik gerne stellen. Allerdings gibt es bei denen oft nur wenig zu kritisieren, und wenn sie Kritik ernten, ist es für sie Anspruch, an diesen Punkten zu arbeiten. Und das hört man dann auch.
Als Chorsängerin und Journalistin weiß ich, wie groß die Kluft zwischen Wunsch und Erfüllung hinsichtlich der Berichterstattung über Chorarbeit und Chorauftritt ist. Deshalb trenne ich den Spaß am Hobby Musik und dem Beruf streng voneinander. Es bleibt mir auch gar nichts anderes übrig, weil es nun mal so ist, wie es ist.
Das ABC der lokalen Pressearbeit: