
Shoppen im Alster-Einkaufszentrum: Klamotten und Kunst
Ich war mit dem erwachsenen Kind im Alster-Einkaufszentrum in Hamburg: Das Kind wollte shoppen, ich habe Kunst geguckt. Und mich an eine andere Figur erinnert.
Es war der Wunsch des erwachsenen Kindes. Sie wollte vor ihrem Geburtstag mit Mutter shoppen gehen. Natürlich mit dem Hintergedanken, dass Mama zahlt. Klar, dass ich ihr den Wunsch nicht abschlagen wollte. Nun ist shoppen so gar nichts, was ich freiwillige und gerne mache. Aber ich habe mich breitschlagen lassen. Ziel war das Alster-Einkaufszentrum in Hamburg mit 240 Geschäften unter einem Dach.
Kunst vor der Tür zum Einkaufszentrum
Bei so viel Kommerz und fast so vielen Klamottenläden musste ich zwischendurch eine Atempause haben. Also raus vor die Tür des Haupteingangs auf der Seite, die ich vorher gar nicht gesehen hatte, weil der Parkplatz auf der Rückseite liegt. Und da standen sie: Drei große Figuren in roten Kleidern. Das war etwas für mich. Kind guckt Klamotten, Mutter guckt Kunst.
Acht Meter hoch sind die androgynen Figuren. Sie sollen eine Familie darstellen. Alle tragen rote Kleider, stehen im Halbrund auf einem Sockel und sind einander teilweise zugewandt. Das Kunstwerk heißt Mimir-Brunnen, Mimor steht in der nordischen Mythologie für Weisheit. Wasser habe ich allerdings keines gesehen, wahrscheinlich war es noch für das Winterhalbjahr abgestellt. Geschaffen hat das Kunstwerk Zoyt, mit bürgerlichem Namen Hans-Peter Conen.
Mit haben die überlebensgroßen, überschlanken Figuren sehr gut gefallen. Sie passen dorthin vor diesen kühlen Einkaufspalast, diese Kunstwelt unter Dach. Warum nicht Kunst davor stellen? Und wenn, dann bitte solche, die so ins Auge fällt wie die von Zoyt, und nicht irgendwo verschämt in einer Ecke versteckt wird. Übrigens passen die schlanken Figuren sehr gut zu den Klamotten-Läden im Einkaufszentrum. Was da angeboten wird, ist mitunter so winzig, dass ich manchmal gedacht habe, in der Kinderabteilung gelandet zu sein. Offenbar ist gerade wieder extrem knappe Kleidung en vogue. Kleidung für androgyne Figuren wie die vor der Tür.
Erinnerung an Adam und Eva
Zurück zur Kunst: Die hohen Skulpturen erinnern mich an eine andere, die einst vor dem Einkaufszentrum Sophienhof in Kiel stand: „Adam und Eva“ des dänischen Bildhauers und Performancekünstlers Bjørn Nørgaard. Elf Meter hoch, zeigt sie zwei aus Granit geformte Figuren, die sich einander zuwenden. Umschlossen sind sie von einem Käfig aus Bronze. Die Figur stand früher in einer Ausbuchtung des Sophienhofes und wurde 1999 an das östliche Ufer des Germaniahafens versetzt.
Schade, dass diese eindrucksvolle und für mich stets etwas geheimnisvolle Figur vom Einkaufszentrum entfernt wurde. Konsumtempel brauchen es meiner Meinung nach, solche ins Auge fallenden Kunstwerke vor ihren Toren zu haben. Als Gegengewicht zum Kommerz. Und damit ich etwas zu gucken habe, wenn ich es drinnen nicht mehr aushalte und an die frische Luft muss.

