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Haithabu – Reise ins Reich der Wikinger

Haithabu – ein ungewöhnlicher Name. Er steht für die größte Wikinger-Siedlung auf heute deutschem Boden. Ein Museum und wiederaufgebaute Wikinger-Häuser dokumentieren ihren Aufstieg und Niedergang.

Haithabu liegt am Haddebyer Noor nahe Schleswig. Wer Museum und Wikinger-Dorf besuchen möchte, sollte einigermaßen gut zu Fuß sein. Vom Parkplatz geht es etwa 500 Meter zum Museum, von dort noch einmal etwas mehr als einen Kilometer bis zu den Wikinger-Häusern, am eigentlichen Platz von Haithabu. Der Name stammt von Heiðabýr, was übersetzt so viel wie Heidehof heißt. Von der deutschen Aussprache Hedeby leitet sich schließlich der Begriff Haddeby ab, ein Noor bezeichnet ein Haff oder einen Strandsee.

An diesem See siedelten von 770 bis etwa 1066 dänische Wikinger und schwedische Waräger. Die Stadt, von den Archäologen als frühstädtisches Seehandelszentrum bezeichnet, erlebte in diesen Jahren eine ungewöhnliche Blütezeit. Das verdankte sie nicht nur dem blühenden Handel mit der gesamten damals bekannten Welt. Auch das hoch entwickelte Handwerk, das die Bewohner betrieben, begründete den Ruhm und Reichtum von Haithabu. All das dokumentiert das Wikinger-Museum Haithabu.

Reiche Funde vom alten Haithabu

Dort werden die reichen Funde gezeigt, die die Archäologen im Laufe von mehr als 100 Jahren ans Licht brachten. Bereits seit 1900 wird auf dem ehemaligen Gelände von Haithabu gegraben. Da der Platz am Haddebyer Noor nie wieder bebaut wurde, fanden die Forscher beste Voraussetzungen vor. Davon künden die reichhaltigen Ausstellungsstücke. In den Vitrinen liegt, was Schnitzer, Drechsler und Goldschmiede schufen. Haithabu galt als Zentrum des Metallgusses in Skandinavien. Materialsparend schufen Handwerker aus dünnem Goldblech edle Schmuckstücke. Berühmt waren außerdem die Glasperlen aus Haithabu.

Schmuckstücke in den Vitrinen des Wikinger-Museums in Haithabu.
Schmuckstücke in den Vitrinen des Wikinger-Museums in Haithabu.

Der Vitrinen-Ausstellung schließen sich drei größere Hallen an. In einer wird die Christianisierung durch Ansgar und die Bestattungskultur der Wikinger dokumentiert. Eine zeigt die vielfältigen Handelsbeziehungen, die zwischen Haithabu und den Metropolen der Welt bestand. In der dritten sind Teile eines Wikinger-Schiffes ausgestellt, samt einer Rekonstruktion des hinteren Teils, der eine Vorstellung davon bietet, wie diese Schiffe aussahen.

Die Rekonstruktion des Wikinger-Schiffs im Museum Haithabu.
Die Rekonstruktion des Wikinger-Schiffs im Museum Haithabu.

Sieben Wikingerhäuser am Noor

Vom Museum aus geht es über einen Waldweg am Noor vorbei in Richtung Siedlungsplatz Haithabu, an dem sieben rekonstruierte Wikingerhäuser stehen und eine Landebrücke ins Wasser führt. Eingefriedet ist der Platz noch immer von einem hohen Halbkreiswall, der in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts angelegt wurde. Wer mag, kann oben auf dem Wall entlang spazieren, wer es nicht so steil mag, geht an seinem Fuß entlang, bis es links abgeht zur ehemaligen Siedlung.

Die sieben Häuser sind danach benannt, wer darin arbeitete oder wozu sie dienten: Kammmacher, Tuchhändler, Schumacher, Herberge. Im Inneren sind die entsprechenden Artefakte zu sehen. Ein Flyer erklärt Bauweise, Besonderheiten und Einrichtung der Häuser. Leider sind die daran genannten Nummern nicht an allen Häusern sichtbar. Manches erklärte sich anhand der Einrichtung aber von selbst, etwa beim Tuchmacher.

Wikingerhaus in Haithabu: Hier arbeitete der Tuchmacher.
Wikingerhaus in Haithabu: Hier arbeitete der Tuchmacher.

Der Spaziergang durchs Dorf macht eindrucksvoll klar, wie die Wikinger lebten, wie sie arbeiteten, wie sie ihre Stadt aufgebaut hatten. Die Häuser reetgedeckt, die Wände aus Lehm, neben fest getrampelten Wegen liegen Holzbohlen hintereinander, um trockenen Fußes gehen zu können. Der Besucher fühlt sich völlig in die Zeit um das Jahr 1000 zurückversetzt. Wären da nicht die großen Militärmaschinen, die vom und zum nahegelegenen Luftwaffenstützpunkt Jagel fliegen.

Ich bin kein eingefleischter Wikinger-Fan, wie ich sie bei meinem Besuch bei den Slawentagen in Oldenburg kennengelernt habe. Ich gucke mir das gerne an, und da ich sehr an Geschichte interessiert bin, finde ich frühere Lebensformen immer spannend, egal, aus welcher Epoche. Deshalb besuche ich auch gerne Schlösser. Haithabu war für mich sehr beeindruckend, weil klar wird, wie hoch entwickelt dieses frühe Gemeinwesen war. Jede Epoche hat ihre blühenden Siedlungen hervorgebracht, das Wikingerdorf am Haddebyer Noor ist eine davon. Schön, dass sie so gut dokumentiert ist.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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