Silvester-Böller: Sprache, Design und Kritik
Kurz vor Silvester: Es ist wieder Zeit für Voodoo Queen und Thor’s Hunter. Gemeint sind die Silvester-Böller, die jetzt wieder überall verkauft werden. Ihre Namen und das Design sind mir genauso fremd wie das Böllern an sich.
Ich habe mal die Prospekte durchgeguckt, die jetzt überall beiliegen und das Feuerwerk für Silvester anpreisen. Und ich bin an den Reihen von Knallern vorbeigegangen, die in den Geschäften liegen. Eines vorweg: Ich habe nichts davon gekauft, ich habe noch nie in meinem Leben Böller gezündet und ich werde es nie tun. Wenn ich mir das alles angucke, fällt mir aber einiges auf.
Thor und Voodoo-Queen
Da ist zum einen die Sprache, genauer die Bezeichnungen für die Böller. Erstens sind die meisten auf Englisch. Zweitens klingen sie martialisch und so, als seien die Namen aus Fantasy-Filmen, Ballerspielen oder Mystery-Serien entlehnt. Da gibt es Thor’s Myth, Transition Thunders und Voodoo-Queen. Pleiades kann ich da schon eher nachvollziehen, sind die Plejaden doch Sternenhaufen, und das passt dann wieder zum Feuerwerk. Und sogar Golden Rose und White Strobe finde ich nicht völlig abwegig.
Ähnlich martialisch bis mystisch sind neben den Namen die Bilder auf den Packungen. Teils sind sie Mangas entlehnt, teils der Fantasy, teils erinnern sie an Airbrush. Aber immer sind die Bilder bunt, wuselig, beinahe wirr. So bunt und knallig wie der Inhalt, wenn er gezündet wird.
Böller-Umsatz ist jedes Jahr hoch
Die Namen und die Designs der Böller-Verpackungen erwecken den Anschein, sie wendeten sich nur an ein bestimmtes Publikum, das auf diese Bildsprache abfährt. Das kann aber nicht sein, sieht man sich die Verkaufszahlen an. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) verzeichnete 2023 beim Silvesterfeuerwerk einen Umsatz von 180 Millionen Euro. Der Nachholeffekt nach den Corona-Jahren schlug voll durch. Das Design interessiert die Käufer offenbar nicht sonderlich.
Und als ich heute einkaufen war, schien es so, als sei ich die einzige im Laden, die nicht einen Böller oder eine Rakete auf das Kassenband legte. Offenbar ist die Magie des Böllerns so groß, dass es egal ist, wie die Verpackung aussieht und wie die Knaller heißen.
Appelle nützen nichts
Abgesehen davon, dass mir jeder Cent dafür zu schade ist, stehe ich dem privaten Silvesterfeuerwerk gespalten gegenüber. Einerseits ist es eine Tradition, die irgendwie dazu gehört. Und es wird den Leuten nicht auszutreiben sein. Ein Verbot dürfte sich kein Politiker wagen. Appelle, es sein zu lassen, fruchten offenbar nicht. Und so machen sich Haustierbesitzer wie jedes Jahr Sorgen, wenn der Abend des Jahreswechsels naht. Da ist gar die Rede von systematischer Tierquälerei.
Ja, die Tiere finden es nicht toll. Als Pferdebesitzer wissen wir, welchem Stress die Pferde in dieser Nacht ausgesetzt sind. Einige stecken ihn besser weg als andere. Auffällig aber ist, dass am Vormittag des Neujahrstages fast alle Pferde in unserem Stall ein Nickerchen machen. Das habe ich vor einem Jahr beobachten können. Da herrschte eindeutig Schlafmangel in der Nacht zuvor.
Letztlich sind es aber nur ein etwa 15 Minuten, nicht einmal eine Stunde, in der die volle Knallerei abläuft. Klar, an den Tagen zuvor oder danach wird immer mal wieder ein Böller losgelassen, knallt es mal hier, mal dort. Aber eben nicht so massiv. Und bei uns auf dem Land versendet sich das häufig. Das ist in dicht bebauten Städten ganz anders. Als ich in der Silvesternacht 2023/2024 in Lübeck fotografiert habe, sind vom Widerhall aus den engen Gassen fast die Ohren abgefallen.
Feuerwerk den Profis überlassen
Ich denke, man muss es alles etwas differenzierter sehen. Einerseits wird man die Böllerei nicht abschaffen können und nicht verbieten wollen, andererseits wäre es schön, wenn sie deutlich eingedämmt würde. Zeitlich wie räumlich. Das Beste sind sowieso die zentralen Feuerwerke, die von Profis abgefeuert werden. 15 Minuten tolle Farben und Effekte, und gut ist es.