Stil-Sünden im Sommer
Kaum klettert das Thermometer über 20 Grad, scheint es keine Spiegel mehr zu geben. Ein Gang durch die Stadt offenbart Stil-Sünden von Weiblein und vor allem Männlein, wie sie schlimmer nicht sein können.
Wir Frauen neigen zu falscher Selbsteinschätzung. Oder wie unsere Oma immer sagte: Nichts gegen Beine, aber Gurken gehören ins Glas. Wer Mini trägt, sollte makellose Beine zeigen, und bauchfrei sieht nur bei derjenigen gut aus, die bauchfrei ist. Nicht jede, die ein Schlauchkleid trägt, schafft es, den Bauch weit genug einzuziehen. Und Söckchen zu Sandalen gehen gar nicht, ohne geht’s aber auch nicht, ohne sich Blasen zu holen. Und so kann ich zumindest gut nachfühlen, warum manche Frauen auf die textile Hülle am Fuß nicht verzichten wollen. Für das Auge ist aber kein Genuss. Es bleibt die alte Erkenntnis: Wer schön aussehen will, muss leiden.
Aufmerksamkeit verdient auch das Obenherum. Tops sind nur topp, wenn aus ihnen keine Schwabbelarme hervorschauen. Alles, was zu eng oder zu weit ist, sieht nicht gut aus. Wer dünne Stoffe trägt, muss auf das Darunter achten, nichts ist schlimmer, als bunte Blümchen, die durch den weißen Hosenstoff blinzeln. Hervorlugende BH-Träger aus durchsichtigem Plastik sehen genauso störend aus wie der Tanga-Bund, der aus der Hose hervorlugt.
Die Stil-Sünden der Männer sind bei Sommerhitze aber noch viel schlimmer. Vor allem, wenn sie zu kurzen Hosen greifen. Die kurze Hose für den Mann, die wirklich gut aussieht, muss erst noch erfunden werden. Absolut unakzeptabel sind knappe weiße Höschen, die aussehen wie vom Tennisplatz oder aus der Mottenkiste der 70er-Jahre, schlabberige Bermudas und bunte Spielhöschen. Verschlimmern lassen sich diese Modesünden nur noch mit dem unpassenden Schuhwerk. Socken – womöglich noch in Weiß – in Sandalen? Schrecklich. Socken in bevorzugt schlammbraunen ausgelatschten Halbschuhen gröberer Machart zur kurzen Hosen? Unmöglich. Wenn dann noch der Bauch über den Hosenbund hängt und zwischen Hosenunterkante und Sockenoberkante die weißen Stachelbeerbeine zur Schau getragen werden, wendet sich der Betrachter mit Grausen.
Badeschlappen sind zwar bequem, aber keine wirkliche Alternative Sie gehen gerade noch, wenn Männerfüße gepflegt und die Schlappen einigermaßen ansehnlich sind und nicht aus dem Ein-Euro-Laden kommen. Aber die Schlappen sollten doch der Freizeit vorgehalten bleiben.
Auch wenn’s heiß ist, liebe Männer: Eine ordentlich lange Hose mit leichten Halbschuhen sollte es beim Stadtspaziergang oder bei der Arbeit schon sein. Dazu ein gut geschnittenes Polohemd. Am Strand dürft Ihr dann oben herum blank ziehen und unten herum bunte Bermudas tragen.
Stil-Sünden sind natürlich kein reines Sommerphänomen. Jetzt tritt es nur mehr zutage, weil nicht das Mäntelchen der kalten Jahreszeit die schlimmsten Modesünden im Freien bedeckt.
Über die Stil-Sünden des Sommers haben sich außer mir auch schon andere Gedanken gemacht:
http://www.fashionpuppe.com/2011/04/mannermodeimsommer/
http://www.erdbeerlounge.de/mode-trends/Stilsuenden-im-Sommer-_a719/site1-0-0
Wer kennt noch mehr?
Tragt mit mir die Top-Ten der Sommer-Stilsünden für Männer und Frauen zusammen.
2 Kommentare
Horatiorama
Krass! Am Spruch der Oma erkennt man, dass auch Lebenserfahrung nicht vor abschätzigen, oberflächlichen Bemerkungen und vielleicht sogar üblen Beleidigungen schützt. Oder wie der Neffe meiner Nachbarin immer sagt: Nichts gegen Omas! Sie sind auch nur Menschen. ;-)
Margrit
Genau so sehe ich das auch, Susanne :-)
Spielhöschen ist auch so ein Ausdruck, den ich gerne gebrauche. Stachelbeerbeine ist mir neu, passt aber zu dem älteren Herrn, den ich kürzlich sah: unförmiges Hemd, braune Hose die knapp die Kniescheiben bedeckt, weisse Sneakersocken in Treckingsandalen. Und besagte Stachelbeerbeine, die generell nicht appetitlich aussahen.
Auch Frauen dürfen mäkelig sein und Männer und deren Bekleidungsstile kommentieren – umgekehrt ist es wie eine Selbstverständlichkeit…