erlebt,  Pyrocontra

Die Bürokratie im gelben Sack

Wir sind wieder einmal in Frankreich unterwegs (und nein, liebe Einbrecher, ihr braucht nicht zu kommen, unser Haus ist bewohnt, nicht die ganze Familie ist mitgefahren). Über kuriose Erfahrungen in Frankreich habe ich bereits nach unserer Reise im vergangenen Jahr berichtet. Eine davon habe ich mir noch aufgehoben, die kommt jetzt, sozusagen aus dem Urlaub. Die überbordende Bürokratie in unserem Nachbarland wird darin deutlich.

Wir Deutschen stehen im Ruf, besonders bürokratisch zu sein. Aber es geht noch bürokratischer. Im vergangenen Jahr waren wir im Landhaus von Cousine Nicole. Sie hatte es uns überlassen. Irgendwann während unseres Aufenthalts waren uns die gelben Säcke ausgegangen, die es mittlerweile auch in Frankreich gibt, allerdings nur auf dem Land. Also sind wir beim nächsten Einkauf in La Coquille zur Mairie, also zur Gemeindeverwaltung, gegangen, um gelbe Säcke zu besorgen. Die Dame dort gab uns die Rolle bereitwillig heraus, holte dann eine Liste hervor und fragte nach Name und Adresse. Tja, nur leider wohnten wir nicht im Gemeindegebiet, sondern im Gebiet der Nachbargemeinde St. Pierre de Frugies. Also sackte sie die Säcke wieder ein und schickte uns eine Mairie weiter.

In St. Pierre de Frugies bekamen wir die Gelben Säcke. Aber der Mann dort holte ebenfalls eine Liste heraus. Und dann kam es. Er notierte nicht nur Namen und Adresse, sondern auch die laufenden Nummern auf der Rolle mit den Säcken. Dass die nummeriert sind, habe ich in Deutschland nie erlebt. Warum also dieser Aufwand? Ich kann mir höchsten vorstellen, dass damit die identifiziert werden sollen, die ihre gelben Säcke in die Landschaft anstatt sie wie auf dem Land in Frankreich üblich in dafür bereitstehende Boxen am Straßenrand zu werfen. Denn abgeholt werden die Säcke nicht.

Gelber Sack mit aufgedruckten fortlaufenden Nummern.
Gelber Sack mit aufgedruckten fortlaufenden Nummern.

In den Städten gibt es übrigens keine gelben Säcke, sondern grüne Tonnen für Wertstoffe. Meine Schwiegermutter ist immer noch ganz ungehalten darüber, dass seit deren Einführung vor ein paar Jahren die Müllabfuhr nicht mehr täglich, sondern nur noch alle zwei Tage kommt. Dass die Mülltonnen in Deutschland nur alle zwei Wochen geleert werden, kann sie überhaupt nicht verstehen.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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