Finissage mit Mailiedern

Landauf, landab wird der Mai mit Maibäumen und Mailiedern begrüßt. Haben wir gestern als Chor auch gemacht, allerdings etwas später als üblich, erst am 4. Mai. Das hatte einen guten Grund.

Die Ausstellung „100 Jahre St.-Johannes-Chor“ ist zu Ende gegangen. Zur Finissage hat unser Chorleiter das Programm von geistlicher Musik auf weltliche umgestellt. Mai- und Frühlingslieder zum Zuhören und Mitsingen standen auf dem Programm. Im Garten der Geschichtswerkstatt Herrenwyk war es ein wunderbarer Nachmittag mit Kaffee, Kuchen und Musik. Und die Leute hatten Spaß, genauso wie wir Chorsänger.

Es waren beileibe nicht nur ältere Besucher da, sondern auch etliche im mittleren Alter und sogar ein paar junge Leute. Gerade die älteren schmetterten viele von den Mailiedern mit Inbrunst mit, etliche kannten zumindest die ersten Strophen auswendig, die Melodien sowieso. Und für alle anderen und die, die bei den Texten nicht so sattelfest sind, gab es Liederzettel.

Mit Mailiedern den Wonnemonat begrüßen

Ich bin mit Hingabe seit mittlerweile mehr als 30 Jahren im Kirchenchor und habe viel Freude an geistlicher Musik, vor allem, wenn wir große Oratorien aufführen. Aber ein, zweimal im Jahr dürfen es auch die bekannten Volkslieder sein. Besonders die Veranstaltungen zum 1. Mai mit ihren Mailiedern sind immer wieder schön. Viele dieser Lieder kenne ich noch aus meiner Kindheit und habe sowohl an den Melodien als auch an den Texten meine Freude. Eines hat für Lübeck eine besondere Bewandtnis, kommt sein Dichter, Emanuel Geibel, doch aus der Hansestadt.

Morgenwanderung

Wer recht in Freuden wandern will
Der geh der Sonn entgegen.
Da ist der Wald so kirchenstill,
Kein Lüftchen mag sich regen.
Noch sind nicht die Lerchen wach
Nur im hohen Gras der Bach
Singt leise den Morgensegen.

Die ganze Welt ist wie ein Buch,
Darin uns aufgeschrieben
In bunten Zeilen manch ein Spruch,
Wie Gott uns treu geblieben;
Wald und Blumen nah und fern
Und der helle Morgenstern
Sind Zeugen von seinem Lieben.

Da zieht die Andacht wie ein Hauch
Durch alle Sinnen leise;
Da pocht ans Herz die Liebe auch
In ihrer stillen Weise,
Pocht und pocht, bis sich’s entschliesst
Und die Lippe überfliesst
Von lautem, jubelndem Preise.

Und plötzlich lässt die Nachtigall
Im Busch ihr Lied erklingen;
In Berg und Tal erwacht der Schall
Und will sich aufwärts schwingen;
Und der Morgenröte Schein
Stimmt in lichter Glut mit ein:
Lasst uns dem Herrn lobsingen.

Eine von zwei Lübeck-Hymnen

Ja, wenn die Lippe überfließt. So war es auch beim Singen und Mitsingen, es macht einfach Spaß, wenn es warm und die Bäume schon grün sind und alle Freude daran haben. Auch wenn mancher Text doch sehr, sagen wir mal, romantisch überhöht ist. Am Ende gab es dann noch etwas musikalischen Lokalpatriotismus mit dem Lübeck-Lied. Eines von zweien, die auf die Hansestadt gedichtet wurden. Wir haben das mit dem Titel „Lübeck, du Königin, Königin am Meer“ ausgesucht. Leider gibt es davon keine YouTube-Aufnahme, anders als vom Konkurrenzlied „Lübeck, mein Lübeck“. Schade.

Ich freue mich immer, wenn echte Volkslieder, nicht das, was als volkstümliche Musik vermarktet wird, so viel Anklang finden und das Wissen um sie nicht verloren geht. Das wäre doch schade.

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