Die Förde, die Bucht und die Schlei

Die Lübecker Bucht bei Travemünde ist keine Förde.

Die schleswig-holsteinische Ostseeküste ist von tiefen, schmalen Einschnitten ins Landesinnere geprägt. Doch die heißen unterschiedlich. Von der Förde, der Bucht und der Schlei.

Gerade las ich von der Kieler Bucht. Und musste gleich mal eine Korrektur anbringen. Kiel hat eine Förde, keine Bucht. Ebenso wie Flensburg, wo die Bucht ebenfalls Förde heißt. Dafür hat Lübeck keine Förde, sondern die Lübecker Bucht, ebenso wie Eckernförde, das zwar die Förde im Namen führt, dessen Meeresbeule aber Eckernförder Bucht heißt.

Wie die Gletscher flossen

Natürlich sind auch Förden Buchten, also Wasserarme, die in irgendeiner Form ins Land hineinreichen. Und da wäre dann auch noch der Fjord, der rein vom Klang her der Förde am nächsten ist. Tatsächlich gibt es einen wichtigen geologischen Unterschied. Beide sind durch Gletscher entstanden. Bei der Förde schob sich der Gletscher aber in Richtung Land, beim Fjord in Richtung Meer. Der Effekt ist der gleiche, es entstand eine schmale, langgezogene Bucht, die aber eben im Fall der Ostsee-Orte eine Förde ist, weil der Gletscher landwärts wanderte. Dann gibt es noch das Seerecht, wonach eine Förde oder ein Fjord vorliegt, wenn der Einschnitt ins Land nicht breiter als drei Seemeilen (5,5 Kilometer) ist.

Keine Förde in der Lübecker Bucht

Kieler Bucht ist also falsch. Wer es googelt, bekommt trotzdem eine ganze Reihe von Einträgen angezeigt. Entweder, weil Bucht und Förde synonym verwendet werden, oder weil noch einmal der Unterschied zwischen Bucht und Förde gemacht wird. Als Kieler Bucht wird dann der Großraum der Ostsee bezeichnet, von dem die Förden abgehen. Was natürlich den sehr selbstbewussten Orten an der Lübecker Bucht gar nicht passen dürfte, denn diese Bezeichnung ist ein touristischer Marketing-Begriff. Es gibt sogar die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht. Von Förde keine Spur. Denn dort hat kein Gletscher gewirkt.

Stattdessen mündet die Trave in die Lübecker Bucht, weshalb der Bäderort an dieser Stelle Travemünde heißt. Ein sehenswerter Stadtteil von Lübeck, wo die großen Fähren von Skandinavien einlaufen und der Traditionssegler Passat liegt.

Die Lübecker Bucht bei Travemünde ist keine Förde.
Die Lübecker Bucht bei Travemünde ist keine Förde.

Und dann ist das noch Schleswig, eine Stadt, die ebenfalls an einem ins Landesinnere reichenden Wasserarm liegt. Aber der ist weder eine Förde noch eine Bucht, sondern die Schlei, ein Meeresarm der Ostsee, der sich weit ins Land erstreckt.

Warum es Bad Malente nicht gibt

Wenn es um die Genauigkeit von Bezeichnungen und Ortsnamen geht, muss ich gleich noch ein anderes Wissen vermitteln, das allerdings weder mit einer Förde noch einer Bucht zu tun hat. Es geht um Malente. Immer wieder wird von Bad Malente gesprochen, sogar die Einwohner selbst halten es so. Dabei gibt es Bad Malente gar nicht. Es gibt die Gemeinde Malente, eine Großgemeinde, die aus dem Hauptort Bad Malente-Gremsmühlen besteht und aus den umliegenden Dörfern. Kann man nicht oft genug sagen. Aber am Ende ist es auch egal, selbst bei Bad Malente weiß jeder, was gemeint ist.

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