Schrittzähler – die App, die bewegt
Ich habe Rücken. Um genau zu sein, die Hexe hat mich unter Dauerfeuer genommen und mir vor einiger Zeit einen kapitalen Hexenschuss verpasst. Der beste Schutz gegen erneuten Beschuss ist laut meiner Krankengymnastin regelmäßige Bewegung. Nun bin ich aber jemand, der fast den ganzen Tag sitzt und es auch sonst nicht so mit Sport hat. Ich bin der totale Bewegungsmuffel, der einzige Sport, der für mich in Frage kommt, ist reiten. Also muss eine Motivation her. Die habe ich in Form einer Schrittzähler-App gefunden. Bringt tatsächlich etwas.
Aber erst einmal gilt es, die richtige App zu finden. Gar nicht so einfach. Nummer 1 war viel zu kompliziert. Da sollte ich meine Größe in Fuß oder so eingeben, mein Gewicht, alles mögliche über meine Ernährung. Will ich doch gar nicht wissen, ich will nur einfach die empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag machen. App Nr. 2 war deutlich einfacher gestrickt, übersichtlich und grafisch ansprechend. Leider saugte sie so viel Akku, dass das Handy damit keinen langen Arbeitstag durchhielt. Außerdem zählte sie jedes Schlagloch mit, dass ich mit dem Auto durchfuhr. Da ich keine Lust hatte, dauernd das Ladegerät mitzuschleppen und ein falsches Ergebnis zu bekommen, habe ich App Nr. 2 ebenfalls nach zwei Tagen wieder deinstalliert. App Nr. 3, allseits empfohlen, wollte auf meinem Handy partout nicht aufgehen. Am Ende habe ich dann doch noch eine passende App gefunden, schlicht und einfach zu bedienen und zuverlässig. Sie kommt von der Berufsgenossenschaft Verkehr. Bisher gibt es die App nur für Android, fürs I-Phone soll sie in Kürze kommen.
Unter Einstellungen muss die Schrittlänge eingestellt werden, um die Kilometerangabe zu ermöglichen. Außerdem lässt sich die aktive Zeit festlegen, um über Nacht keinen Akku zu verbrauchen. Schließlich kann jeder sein persönliches Tagesziel angeben. 10.000 Schritte werden für den Rücken mindestens empfohlen. Außerdem ist die App über das kleine Füßchen in der Statuszeile oben schnell aufzurufen.
Und so bin ich nun hoch motiviert, jeden Tag 10.000 Schritte zu schaffen. Da ich diese Woche Urlaub habe, klappt es ganz gut. Aber 10.000 Schritte sind schon eine ganze Menge, dafür muss ich am Tag um die sechs Kilometer zurücklegen. Ohne einen ausgedehnten Spaziergang ist das nicht zu schaffen. Donnerstag zum Beispiel hat es hier den ganzen Tag gegossen, ich war shoppen, und so habe ich das Tagesziel weit verfehlt. Durch die Geschäfte zu laufen, bringt es eben nicht.
Die anderen Tage bin ich immer einmal für eine lange Runde losgegangen. Das Wetter war toll, und ich habe Wege entdeckt und mit dem I-Phone im Bild festgehalten, von denen ich vorher nie geahnt hatte, dass es sie in der Umgebung unseres Hauses gibt. Die Fotoausbeute beweist, dass ich keinen Weg scheute, und sei er noch so zugewachsen.
Heute habe ich mein Tagespensum bereits mittags voll gehabt. Ich war reiten. Und wie ich vermutet hatte, zählt die App nicht nur meine Schritte, sondern auch die des Pferdes. An die 8000 Schritte hat „Cherusker“ heute für mich übernommen. Sage nun aber niemand, ich hätte es mir leicht gemacht. „Cherusker“ hatte keine Lust, ich musste eine Stunde lang kräftig treiben, und ein 700-Kilo-Pferd mal eben mit Schenkeldruck in die Ecken der Reitbahn zu bugsieren, ist ganz schön anstrengend. Hätte ich die 8000 Schritte selbst gemacht, wäre ich wahrscheinlich weniger fertig gewesen als nach einer Stunde auf dem unlustigen „Cherusker“.
Morgen geht’s wieder los. Höchstselbst marschiere ich die 10.000 Schritte. Dann darf ich abends mit einem guten Gefühl auf die Couch und in aller Ruhe „Tatort“ gucken. Das Installieren der App hat sich für mich gelohnt. Es motiviert ungemein, das gesetzte Ziel zu erreichen. Wenn ich nächste Woche wieder arbeite, wird das allerdings verdammt schwer werden.