Kunst am Wegesrand: Ein Stündchen am Timmendorfer Strand
Dieser Tage hatte ich zwischen zwei Terminen Zeit, eine Stunde am Strand von Timmendorfer Strand entlang zu spazieren. Genauer: auf der Strandpromenade. Ein wunderschöner Weg zwischen dem eigentlichen Strand mit dem mit Strandhafer bewachsenen Küstenschutzwall und einer Reihe hübscher Villen in bester Lage. Der Weg selbst bietet Ausblicke auf die Ostsee, auf eine große Baustelle und auf allerlei Kunst am Wegesrand.
Beginnen wir mit der Baustelle: Die Gemeinde baut dort eine neue Seebrücke. Die alte Seeschlösschenbrücke war marode, der Neubau geht seiner Vollendung entgegen und soll Mitte April eröffnet werden. Sieht gut aus, das Werk, wenn es auch noch nicht ganz fertig ist.
Noch viel interessanter sieht die Brücke aus der Froschperspektive aus. Vom Strand aus hat man diesen Blick, der mir wegen seiner grafischen Ausdruckskraft gut gefällt.
Der Bau ist für mich ein kleines Kunstwerk. Davon gibt es eine ganze Reihe an der Strandpromenade, aufgestellt von Galeristen. Einer der am häufigsten vertretenen Künstler ist Sven Backstein. Ganz entgegen seinem Namen arbeitet er nicht mit Backsteinen, sondern mit Beton. Backstein schafft aus diesem Werkstoff vor allem Figuren, die für mich irgendwo zwischen Dekoration und lebensgroßem Gartenzwerg anzusiedeln sind. Der Mann hat Witz, das muss man ihm lassen. Mein Lieblingsobjekt von Backstein auf dem Timmendorfer Skulpturen-Boulevard am Strand ist das „Zebra“. Hier hat er die Form stark reduziert, was den Reiz dieser Tierfigur ausmacht, die eine wunderbare Abstraktion ist.
Backstein arbeitet vor allem für den öffentlichen Raum. Der Mann, der den Slogan „Beton macht glücklich“ als Motto auf seiner Homepage stehen hat, überzeugt durch seine ausgefallenen Ideen. Es gibt offenbar nichts, was er nicht in Beton abbildet. Ein Stück weiter am Strandweg sitzen auf einer Bank „Opa mit Kind“, ebenfalls von Backstein kreiert und ein Beispiel für seine lebensgroßen Figuren. „Ach, die sind gar nicht echt. Von weitem habe ich das gar nicht gesehen“, ruft ein Spaziergänger erstaunt aus, der an den beiden Gestalten auf der Bank vorbeikommt.
Wer es abstrakter mag, kommt beim Spaziergang am Strand ebenfalls auf seine Kosten. Einer meiner Favoriten ist ein Werk, das schlicht „Die Schale“ heißt und von dem Künstler Volker Johannes Trieb stammt. Der Reiz liegt für mich im Kontrast zwischen der rostigen Eisenschale und dem blanken Wasser, in dem sich die Kiefern vom Strandweg spiegeln.
Ebenfalls ein Beispiel für ein abstraktes Großkunstwerk im öffentlichen Raum ist die „Weltkugel“ von Peter Schmitz. Was Backstein der Beton, ist Schmitz das Metall. Der Diplom-Designer entwirft und fertigt alles, was sich aus Metall nur irgendwie herstellen lässt, darunter viel Gebrauchskunst oder Gebrauchskunsthandwerk. Seine „Weltkugel“ von Timmendorfer Strand gewinnt ihren besonderen Reiz, wenn man sie so betrachtet, dass das Meer hinter ihr liegt.