Bedrohte Wörter: Es lebe der Mumpitz
Als Wortjägerin schlage ich mich allzu oft mit den neuen Schwurbelwörtern der heutigen Zeit herum. Dabei gibt es so viele schöne alte Wörter, die vom Aussterben bedroht sind. Ein Streifzug zwischen Schwurbeldeutsch und Wort-Edelsteinen.
Immer wieder gern zitiere ich die drei apokalyptischen Reiter moderner Wortschöpfungen: die Attraktivierung, die Revitalisierung und die Ertüchtigung. Die Ertüchtigung wird gerne bei sanitären Anlagen verwendet. Die heißen bei mir Toiletten oder etwas weniger fein Klos. Wer sanitäre Anlagen schreibt, schreibt auch Lichtzeichenanlage. Attraktivierung und Revitalisierung werden übrigens sehr oft im Zusammenhang mit Innenstädten oder Parks, gerne als Parkanlagen bezeichnet, verwendet. Überhaupt: Wer ordentlich schwurbeln will, füge möglichst vielen Begriffen den Zusatz -anlagen hinzu.
Die Ertüchtigung ist übrigens die kleine Schwester der Attraktivierung. #schwurbeldeutsch
— Susanne Peyronnet (@Pyrolim) 28. April 2015
In die Abteilung Schwurbeldeutsch fallen noch eine Menge anderer Formulierungen.
Jesses: „Im Bereich des Personalkörpers.“ #schwurbeldeutsch
— Susanne Peyronnet (@Pyrolim) 30. Juni 2015
PM verkündet stolz „3,5 Millionen Nächtigungen“ in unserer Region. #schwurbeldeutsch
— Susanne Peyronnet (@Pyrolim) 27. Mai 2015
Aus der Rubrik „Neue Wörter braucht das Land – nicht“: Infrastrukturbereitsteller #schwurbeldeutsch
— Susanne Peyronnet (@Pyrolim) 23. März 2015
Jetzt ist es an der Zeit, die „Früher-war-alles-besser-Karte“ zu ziehen. Abgesehen davon, dass Wörter deutliche seltener aufgepustet wurden, als es heute geschieht, gibt es eine ganze Reihe von Wörtern, die leider vom Aussterben bedroht sind. Das Blog des Verlags Berlitz hat sich diesem Thema gewidmet und einen netten Text über Schwerenöter und Wuchtbrummen verfasst. Kein Mumpitz, ich schwöre es.
Mein Lieblingswort aus der Kategorie der überkommenen Begriffe ist leider nicht dabei: der Hagestolz. Irgendwann widme ich dem mal eine eigene Geschichte. Dahinein mixe ich den Blümchenkaffee, den Behuf, anheischig und saumselig.