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Plastik statt Jute

Früher, ja früher, da hatten wir nicht nur einen Kaiser, angeblich mehr Ruhe und Gelassenheit als heute und ein Plumpsklo hinten auf dem Hof. Früher, da spielten die Kinder noch Ringelreihen und Blinde Kuh statt am Computer zu sitzen, und sie hatten Platz, um sich draußen auszutoben. Und früher gab es die richtigen Säcke zum Sackhüpfen. Braun, aus Jute, kratzig und gerade so groß, dass sich ein durchschnittliches Kind den Sack bis unter die Achseln hoch ziehen und damit loshüpfen konnte. Doch der Jutesack ist weg. Dass er aus unserem Alltag verschwunden ist, fällt kaum auf. Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass wir erstens nie so große Mengen von etwas einkaufen, dass ein solcher Sack vonnöten wäre. Zweitens unsere Minipackungen Vogelfutter oder Streusalz in Plastik verpackt sind, ebenso Gartentorf und Hornspäne. Wer Tiere hat, deren Futter in Mengen von 25 Kilogramm und mehr pro Einkauf bezogen wird, kann auch kaum darauf hoffen, einen der robusten Säcke zu ergattern. Solcherlei Leckereien für Viecher, etwa Kaninchenfutter, sind heutzutage in stabilen Papiersäcken verpackt. Hält auch und lässt sich viel leichter entsorgen. Alles in Butter also an der Verpackungsfront? Mitnichten. Spätestens wenn Sackhüpfen angesagt ist, hilft Plastik statt Jute nicht. Sei er noch so stabil, hüpfenden Kinderfüßen auf rauem Untergrund hält der beste Plastiksack nicht stand. Papiersäcke natürlich schon gar nicht. Also, ich kann gut auf Plumpsklos, einen Kaiser oder zu viel Ruhe verzichten. Aber gebt mir die Jutesäcke zurück!

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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