Manchmal brandheiß: Feuerwehr und Presse

Feuerwehreinsatz an einem Unfallort
Feuerwehreinsatz an einem Unfallort

Es ist ein Dauerbrenner, das Verhältnis von Feuerwehren und Presse. Wobei ich hier nicht von den Berufsrettern schreiben möchte, sondern von den Freiwilligen Feuerwehren, mit denen eigentlich alle Lokalredakteure ihr Berufsleben lang zu tun haben. Ein Verhältnis, das irgendwo zwischen Langeweile und Konflikt liegt und sich im Laufe der Jahre sehr gewandelt hat.

Das Verhältnis Feuerwehr und Lokalpresse ist ein sehr ambivalentes. Es bewegt sich irgendwo zwischen Ordensverleihung und Einsatz – und manchmal, aber das ist die Ausnahme und schlägt dann eine Riesenwelle, geht es auch um Kritik an den Feuerwehren.

Wie es war:

Immer der gleiche Text, immer die gleichen Bilder, pure Langeweile: So sah die Feuerwehr-Berichterstattung noch in den 1980er-Jahren aus. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich 1983 als freie Mitarbeiterin jedes Wochenende übers Land fuhr, um mindestens drei Feuerwehren an jedem Freitag und noch mal drei an jedem Sonnabend medial zu bejubeln. Die Feier gipfelte jedes Mal im Überreichen der St.-Florians-Kerze, eines dunkelroten Kerzenscheusals mit St.-Florians-Figuren auf dem runden Körper, durch den Kreisbrandmeister. 1933 hatte Hitler in beinahe jedem Dorf eine Feuerwehr installieren lassen, und so feierten landauf, landab die Wehren ihre 50. Geburtstage. Es kamen noch ein paar dazu, die 75 oder 100 Jahre alt waren, und so bestimmten die Jubelfeiern ein ganzes Jahr lang die Zeitungsseiten des Lokalteils. Es gab sogar Regeln, wie diese Ereignisse zu behandeln seien: 50 Jahre, 50 Zeilen. 75 Jahre, 75 Zeilen usw. Dazu jeweils ein Aufstellfoto von Männern in blauen Röcken, jedes Foto gleich und gleich austauschbar.

Wie es ist:

So etwas macht heute keine Redaktion mehr. Erst einmal ist dafür gar nicht mehr das Personal da, zum anderen will das keiner lesen, außer den Feuerwehrleuten selbst. Das ist vertaner Platz für die übrige Leserschaft, das muss man einfach so hart sagen. Natürlich werden 100-jährige Jubiläen auch heute noch medial abgearbeitet, aber anders. Vielleicht mit alten Fotos, wenn es welche gibt, und mit lebendigen Geschichten. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine kleine Wehr hierzulande, die es fertiggebracht hat, zum Jubiläum ein Gruppenfoto von vor 100 Jahren noch einmal nachzustellen. Da die Häuser vom ersten Foto noch alle da waren, ließ sich das prima machen. Ein echter Hingucker. Aber endlose Ordensverleihungen? Das gibt es heute im Blatt so gut wie nicht mehr.

Wenn es brennt:

Die andere Seite der Feuerwehrberichterstattung ist die von Einsätzen. Und da wird es mitunter sehr spannend. Das gibt gute Bilder, da gibt es etwas zu berichten, was die Leute wirklich interessiert. Für Journalisten aber wird das zusehends zur Herausforderung. Nicht jeder sieht es gern, wenn die Zerstörung seines Hab und Gutes durch ein Feuer auch noch medial dokumentiert wird. Darüber habe ich hier schon einmal ausführlich berichtet.

Feuerwehrleute als Sittenwächter?

Aber es kommt noch dicker. Gerade erst ist eine heftige Diskussion darüber entbrannt, wie sich Feuerwehrleute an Einsatzorten in Sachen Journalismus verhalten. Immer häufiger kommt es vor, dass sie als Sittenwächter fungieren und mit Hilfe von gespannten Decken oder anderem Sichtschutz versuchen, Reporter vom Fotografieren abzuhalten. Weniger bei Bränden, als vielmehr bei Unfällen.

Das kritisiert der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes, Michael Konken:

Wir registrieren zunehmende Versuche von Rettungskräften in einzelnen Bundesländern, Journalistinnen und Journalisten von Einsatzorten fernzuhalten.

Dass ich mich als Journalistin an Einsatzorten oft scheel angucken, ja sogar beschimpfen lassen muss, ist nichts Neues. „Ach, die Geier sind wieder da“, hat mich mal ein Rettungsassistent an einem Unfallort empfangen. Ist doch eine nette Begrüßung, oder? Das wünscht man sich doch, dass man so als Profi wahrgenommen wird.

Da freue ich mich doch sehr, dass andere Retter das ganz anders sehen. Besonders gefallen hat mir dieser Forumseintrag im Feuerwehr-Forum.

Sebastian schreibt dort:

Ihr werdet es nicht erleben, dass ich an einer Einsatzstelle als verantwortliche Führungskraft das Halten von Decken oder ähnlichen Sichtschutzbauwerken befehlen werde. Genausowenig wie ich es in Betracht ziehe, einen Fotografen des Platzes zu verweisen, weil mir seine Art der Berichterstattung nicht passt.

Und weiter:

Ich werde Platzverweise nur ausnahmsweise und in Notfällen aussprechen, und zwar gegen echte Störer, nicht gegen unbequeme Reporter. Und selbst das kann der durchschnittlichen Führungkraft eigentlich nicht abverlangt werden, weil eben dazu nicht ausgebildet.

Konken meint aber noch ganz etwas anderes:

Immer öfter bieten Feuerwehren und andere Rettungskräfte Medien eigene Bilder und Filme an. Das ist unlauterer Wettbewerb, Preisdumping mit öffentlichen Mitteln.

Das habe ich so noch nicht erlebt, kann es mir aber durchaus vorstellen. Eher sehe ich an Einsatzorten Polizisten, die wie wild fotografieren. Begründung: Alles für die Ermittlungen. Naja, so ganz kann ich das nicht glauben. Eher kann ich mir vorstellen, dass das eine oder andere Foto in der FC, der fotocommunity, auftaucht.

Die Kritik von Konken ist dennoch berechtigt. Jeder soll seinen Job machen. Aber manchmal ist es auch ganz gut, wenn Feuerwehrleute zumindest ein paar Handyfotos machen. So manche Redaktion ist schon auf diese Bilder angewiesen gewesen, wenn keine anderen da waren. Aber bitte: Feuerwehrleute sollten sich nur als Bildjournalisten betätigen, wenn ihre Bilder nachgefragt werden. Anbieten sollten sie sie nicht, da gebe ich Konken recht. Es geht ja auch kein Journalist hin und rettet am Einsatzort ein bisschen mit.

Der Deutsche Feuerwehrverband hat Konkenks Kritik in einer Stellungnahme als überzogen zurückgewiesen.

Kritik unerwünscht

Ganz brenzlig wird es aber, wenn die Presse die Feuerwehr kritisiert. Ich selbst habe einen solchen Fall vor kurzem erlebt und mich nicht gescheut, über angebliche oder tatsächliche Fehler – es war eine Frage der Sichtweise – im Einsatz zu berichten. Zumal meine Beobachtungen und ihre Einschätzung von kundiger Stelle bestätigt wurde. Der Sturm der Entrüstung, mit dem ich gerechnet hatte, trat auch prompt ein. So etwas müsse intern geregelt werden, dürfe nicht in die Öffentlichkeit, und überhaupt, das Ehrenamt werde so beschädigt, und das dürfe nicht sein.

Liebe Feuerwehr, auch ihr bewegt euch in der Öffentlichkeit, und wenn ihr Fehler macht, müssen die auch öffentlich diskutiert werden dürfen. Denn die Freiwilligen Feuerwehren sind eine öffentliche Einrichtung, werden durch die Kommunen finanziert und müssen sich daher auch der öffentlichen Beobachtung stellen.

Und in Zukunft?

Die Feuerwehr ist und bleibt ein fester Bestandteil der Lokalberichterstattung. Aber sie hat es verdient, dass interessant und lesenswert über sie berichtet wird. Deshalb ist es gut, dass die langweiligen Jubiläen und Ehrungen nur noch eine kleine Rolle in der Berichterstattung spielen. Eine andere Feuerwehrberichterstattung ist sicherlich mit mehr Arbeit verbunden und macht einfach mehr Spaß – dem Berichterstatter und meistens auch der Feuerwehr. Die zum Glück immer gerne bereit ist, auch mal für ein Foto etwas aufzubauen oder für eine Geschichte ein Szenario nachzuspielen. Bei derartig guten Kontakten klappt’s dann auch am Einsatzort.

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