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Die Tücken der geschlechtsneutralen Sprache: Für Asyl (be)werben?

Jeder von uns kennt die Studierenden, die längst die Studenten – und die Studentinnen – sprachlich abgelöst haben. Im Zuge der Bemühungen um geschlechtsneutrale Sprache werden auch Fußgänger zu Zufußgehenden (schreibt man das so?) und zu Teilnehmenden. Doch manchmal werden diese Bemühungen absurd. Gestern gehört: Die Asylbewerbenden.

Ich bin bei dem Wort erst zusammengezuckt, habe mir dann überlegt, ob ich mich verhört habe. Aber der Sprecher wiederholte es noch einmal. Aber was ist ein Asylbewerbender? Jemand, der sich um Asyl bewirbt und bei dem man nicht weiß und nicht hören soll, ob es ein Asylbewerber oder eine Asylbewerberin ist? Oder ist es jemand, der dafür wirbt, dass Menschen Asyl bekommen. Bewirbt er Asyl? Wirbt er für das Menschenrecht Asyl?

Die Partizipformen der geschlechtsneutralen Sprache sind nicht ohne Grund umstritten. Laut Wikipedia stammt von Max Goldt dieses Zitat:

„Wie lächerlich der Begriff Studierende ist, wird deutlich, wenn man ihn mit einem Partizip Präsens verbindet. Man kann nicht sagen: In der Kneipe sitzen biertrinkende Studierende. Oder nach einem Massaker an einer Universität: Die Bevölkerung beweint die sterbenden Studierenden. Niemand kann gleichzeitig sterben und studieren.“

Wie lächerlich ist dann erst der Begriff Asylbewerbende. Zugegeben, das Wort Flüchtling ist vielleicht nicht trennscharf genug, bezieht sich nicht auf den bürokratischen Status. Aber für mich ist es immer noch das bessere Wort. Es beschränkt die Menschen, die Sicherheit suchen, nicht auf ihren Status, sondern definiert sie als das, was sie sind. Männer und Frauen und Kinder in einer Notsituation. Wenn sie Asyl bekommen, um so besser. Während sie sich darum bewerben, geht doch niemandem etwas ab, wenn sie mit dem generischen Maskulinum Asylbewerber bezeichnet werden. Zur Not wären auch die Asylsuchenden noch eine sprachliche und geschlechtsneutrale Alternative.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

2 Kommentare

  • Fritz

    Die Deutsche Sprache ist aber auch schwer. Da haben es doch unsere großen Vorbilder, die Amerikaner doch viel einfacher. Wollen wir hoffen ( wollen wir wirklich?), das wir vielleicht noch eine Reform der deutschen Sprache miterleben und bald alles nur noch geschlechtsneutral wird.

  • mimenda

    Die Geschlechtsneutralität ist ein Popanz, den die „Genderisten“ kreiert haben. Als diese noch nicht die Sprachpolizei mit Herr- und vor allem Frauschaftsanspruch über die Interpretation der Wörter waren, schloss der Plural „Lehrer“ schlicht die weiblichen Lehrer (warum darf man eigentlich weiblich sagen, aber nicht Weib?) ein. Das Englische hat diesbezüglich gar keinen Vorteil, sondern ähnlich wie früher im Deutschen steht die männliche Form in dieser Sprache als Modell für alle möglichen Gender. Wörter wie teacher, professor, plumber, gardner usw. würden allerdings wirklich problematisch, wenn man im Englischen ein Gefühl des Mankos in Bezug auf die mitgemeinten Frauen entwickeln würden. Aber am besten entwickelt „man“ es gar nicht erst, weil die Umbenennung nichts an einer vermeintlichen order wirklichen Unterdrückung der Frau ändert. Dann hat „man“ und insbesondere „frau“ vielleicht auch wieder mehr Zeit für die richtig wichtigen Dinginnen des Lebenins.

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