Der eilige Weihnachtsmarkt
Heute ist Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt. Der letzte Sonntag im Kirchenjahr und ein sogenannter stiller Sonntag. Still? Wer sich überall im Land umschaut, findet kaum Stille, sondern Weihnachtsmärkte und Basare. Die Veranstalter können den ersten Advent nicht abwarten. Sie machen einfach den Totensonntag zum ersten Sonntag der Adventszeit. Eine Unsitte.
Nennt mich spießig oder altmodisch. Aber ich find’s nicht gut, wenn das Kirchenjahr für Kommerz umgekrempelt wird. Egal ob für eine gute Sache oder nur fürs Geld verdienen. Veranstalter von großen Weihnachtsmärkten mit kommerziellem Anstrich haben vor einigen Jahren damit angefangen, das erste Weihnachtsmarkt-Wochenende auf das Totensonntagswochenende zu legen. Anlass war ein Heiligabend, der auf ein Wochenende fiel. Das Argument lautete, wenn das vierte Adventswochenende so nahe an Weihnachten liegt, ließen sich Weihnachtsbäume und allerlei Weihnachsdekoration nicht mehr verkaufen. Um die Spanne vom letzten Weihnachtsmarkt-Wochenende zu Weihnachten zu verlängern, ziehe man halt alle vier Marktwochenende um eine Woche vor. Damit war automatisch das Wochenende des Ewigkeitssonntags mit drin. Der Ansturm der Besucher, den ich heute vor so einem großen Markt sehen konnte, scheint ihnen Recht zu geben.
Etwa anders argumentieren die Veranstalter eines gemeinnützigen Basars, den ich vor einigen Jahren besucht habe. Sie meinten, sie veranstalteten ihren Adventsbasar traditionell am Totensonntag, um der vielfältigen Konkurrenz zuvor zu kommen und so mehr Geld für die gute Sache einzunehmen.
Für mich zählen beide Argumente nicht. Das der kommerziellen Anbieter nicht, denn wenn die Adventswochenenden nun mal so fallen, dann fallen sie eben so. Und das Argument der gemeinnützigen Veranstalter nicht, weil mittlerweile genau aus diesem Grund viele ihre Basare auf den Totensonntag vorziehen. Wie soll das weitergehen? Wenn jeder der erste sein will, findet dann der erste Adventsbasar künftig im Oktober oder gar im September statt?
Das Spiel muss man vielleicht einfach nur lange genug durchziehen, dann landen die Adventsbasare vielleicht wieder da, wo sie hingehören – nur ein Jahr früher.
Ein Kommentar
@missmarple76
Der Aachener Weihnachtsmarkt öffnet an Totensonntag „als Zugeständnis an das stille Fest“ erst um 18 Uhr. Allerdings kommt dann am Abend überwiegend der durchschnittliche Glühweinkunde, um sich in den verbleibenden zweieinhalb Stunden möglichst stark zu erheitern. Ob das also die Sache besser macht – man weiß es nicht – oder doch. :-/