Buchsouvenir: Architektur in Schleswig-Holstein 1900-1980

Wir fahren fast täglich vorbei an Beispielen für hochwertige Architektur der vergangenen Jahrzehnte. Nur erkennen wir sie oft nicht, jedenfalls geht es mir so. Ein kleines Büchlein, das ich schon fast 40 Jahre lang besitze, regt mich immer wieder an, genau hinzugucken: Architektur in Schleswig-Holstein 1900-1980.

Nun ist Schleswig-Holstein nicht gerade das Mekka derer, die Beispiele für herausragende Architektur suchen. Das Land hat zwar einiges davon zu bieten, aber meistens kommen die Beispiele norddeutsch-unterkühlt daher. Ein 1980 im Wachholtz-Verlag erschienene Buch „Architektur in Schleswig-Holstein 1900-1980“* soll einen charakteristischen Querschnitt durch die Architektur in Schleswig-Holstein bieten. Die fachliche Beratung kommt vom Bund Deutscher Architekten (BDA).

Viele Bauten gehören zu meinem Alltag

Ich mag das Büchlein sehr, weil ich viel in Schleswig-Holstein unterwegs bin und viele der darin aufgeführten Bauten kenne. Manche davon, wie das Marine-Ehrenmal in Laboe oder der Leuchtturm Westerheversand, sind sofort als Zeugnisse bedeutsamer Architektur erkennbar. An anderen bin ich hunderte von Malen vorbeigelaufen, ohne die Bedeutung zu erahnen. Etwa der Lübecker Bahnhof, das Lübecker Theater oder der Kirchplatz in Lübeck-Kücknitz mit seinem Ensemble aus Kirche St. Johannis und der benachbarten Schule.

St. Johannis und Schule (rechts) ergeben ein Ensemble, das den Kirchplatz einrahmt.

Das 1910/1911 entstandene Ensemble bildet nach Angaben aus dem Buch eine „in Ziegel mit Zierverbänden aufgeführte lebhafte Winkelgruppe von Kirche und Schule zusammengefasst vom massigen Turm“. Dadurch sei eine „intime Vorplatzbildung“ gegeben. Als Architekt ist Karl Mühlenpfordt aufgeführt. Der schrieb sich, anders als im Buch, mit C, also Carl, und gilt als Reformarchitekt.

Bauten jeder Art und für jeden Zweck

Die jeweils vorgestellten Bauten reichen von privaten Wohnhäusern und Villen über das, was heute Geschosswohnungsbau heißt, bis zu Kirchen, Schulen und Verwaltungsgebäuden. Sogar Brücken sind dabei. Jedem Beispiel der Architektur in Schleswig-Holstein zwischen 1900 und 1980 sind neben Bildern, manchmal auch Zeichnungen, Angaben zum Baujahr, über den Architekten und den Bauherrn sowie kurze Beschreibungen zugeordnet. Das alles chronologisch angeordnet, wie es der Titel nahelegt.

Das älteste aufgeführte Gebäude ist der zwishen 1898 und 1906 erbaute und inzwischen abgerissene Nordseekurhof in Wyk auf Föhr, entworfen von August Endell. Das Haus bestach durch seine Jugendstilornamentik. Das jüngste Beispiel, erbaut von 1978 bis 1980, ist das Ökumenische Zentrum von Kiel-Mettenhof. Die Architekten sind Kurt Gelhaar und Ulrich Spyra. Einen der gewürdigten Architekten habe ich sogar persönlich kennengelernt: Peter Arp, der die Gebäude im Malenter Kurpark entworfen hat. Im Buch ist er mit einem Wohnhaus vertreten.

Architektenverzeichnis und Stadtpläne

Der Anhang des Buches enthält ein Architektenverzeichnis mit Verweis auf die von ihnen entworfenen und im Buch enthaltenen Gebäude, eine Auflisten der Gebäudearten von Villen und Einfamilienhäusern bis hin zu Denkmälern, Kulturbauten und Sportbauten sowie stilisierte Stadtpläne von Flensburg, Kiel, Neumünster und Lübeck mit den Nummern und Standorten der im Buch gezeigten Gebäude.

Das Buch bietet einen guten Überblick über die Architektur in Schleswig-Holstein im 20. Jahrhundert. Ich nehme es immer wieder gerne zur Hand, weil es mir die Augen öffnet für das, was um mich herum steht. Vieles davon ist mir bekannt, manches habe ich erst durch das Buch entdeckt. So unscheinbar das Büchlein ist, war und ist es für mich immer wertvoll, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr kann ein Buchsouvenir nicht leisten.

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