Unübertroffene Schmachtfetzen

Feiertage wie Weihnachten und Ostern sind immer auch Anlässe für Fernsehsender, große Filmepen vergangener Tage noch einmal auf den Bildschirm zu bringen. Die Sissi-Filme sind längst Weihnachtsklassiker, die Immenhof-Filme passen zu fast jeder Gelegenheit, und Ostern war dieses Jahr Anlass für den Bayerischen Rundfunk, am gestrigen Gründonnerstag „Doktor Schiwago“ mal wieder ins Programm zu heben. Ich habe mir gestern einen schönen Filmabend gemacht und mir das Drama um den Arzt zwischen zwei Frauen voller Genuss angesehen.

Es sind die vier Filmklassiker meiner Jugendjahre: „Vom Winde verweht“, „Ben Hur“, „Krieg und Frieden“ und „Doktor Schiwago“. Ich kann  mich gut daran erinnern, wie ich letzteren das erste Mal gesehen habe: im Kleinstadtkino meiner Heimatstadt, in dem die Heizung ausgefallen war. Als Juri Schiwago in Lumpen gehüllt durch die eisige Tundra Sibiriens strauchelte, bibberte ich vor Kälte in meinem Kinosessel. Filmerlebnis zum Mitfühlen.

Die Schmachtfetzen von damals – und das sind alle diese Filme – sind bis heute unübertroffen. Bei den Filmtiteln hat jeder sofort Bilder im Kopf. Kopfkino in seiner besten Art. Eine Zusammenfassung der beeindruckendsten Szenen aus „Doktor Schiwago“ bietet der Filmtrailer.

Große Stoffe sind in der Filmgeschichte immer wieder verfilmt worden. So ist es auch „Doktor Schiwago“ gegangen. Aber die Fußstapfen von damals sind zu groß. Der „Doctor Zhivago“ von 2002 hat sich nicht in den Köpfen festgesetzt. Nicht in meinem, und ich glaube nicht, dass andere die Bilder aus diesem neueren Film vor Augen haben, wenn sie den Filmtitel hören.

Immerhin haben sie dem Doktor 2002 keinen Schnurrbart angeklebt. Oma Sharif zu kopieren, kann nur schiefgehen.

Für mich bleiben die großen alten Verfilmungen der Stoffe wie „Doktor Schiwago“ und „Krieg und Frieden“ oder „Ben Hur“ diejenigen, bei denen mir das Herz aufgeht. Ich kann sie immer wieder ansehen. Neuere Versionen haben dagegen keine Chance. Meine Tochter dagegen kann sich für diese alten Filme gar nicht erwärmen. Aber das ist vielleicht der Lauf der Dinge. Auch sie hat und wird Filme haben, die sie prägen und mit der ihre Kinder dann wiederum auch nichts anfangen können.Jede Generation hat ihre Filmikonen.

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